An Herrn Stephan Mai als ich ihn durch Übergabe des Cahier-Schlüssel zu meinem Stellvertreter hienieden ernannte

Ich, der ich hier so manchen Dienstag, mitten
In einem Aktenhauf zum Kreuz verdammt,
Für das gesamte Zollbüro gelitten,
Ich übertrage dir mein Mittleramt.
Nimm hin den Schlüssel, hochbegabtes Wesen,
Nimm ihn von meiner unnennbaren Huld,
Mit ihm die Kraft zu binden und zu lösen,
Womöglich auch zu beidem die Geduld!
Und was du binden wirst, das sei verstoßen,
Fern von dem Strahl des Himmelslichts,
In jenen schwarzen Schlund verschlossen,
Bis zu dem Tage des Gerichts.
Doch was du freigibst, wandre fröhlich
Durchs Fegefeur der Korrektur
Und ruh als leichtes Kurrens selig
Im Himmel der Registratur.

Notes
Entstanden 1816.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Grillparzer, Franz. An Herrn Stephan Mai. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-F09C-6