Frage und Antwort

Lebt der Mensch zu seinem Glücke?
Lebt der Mensch zu seiner Qual?
Fragen weinend meine Blicke
Euch, ihr Sterne ohne Zahl.
Lockend winket dort die Freude,
Gräßlich drohet hier der Schmerz!
Wonne wandelt sich zum Leide,
Sterbend bricht das arme Herz.
Schöne Phantasieen schwinden
Wie die leichten Nebel hin,
Und die ernsten Sorgen binden
An den Staub den freien Sinn.
Alles Wissen, alles Streben
Raubt uns nur der Einfalt Glück,
Keine Weisheit kann uns geben
Süßer Kindheit Traum zurück.
Weinend fragen meine Blicke
Euch, ihr Sterne ohne Zahl:
Lebt der Mensch zu seinem Glücke?
Lebt der Mensch zu seiner Qual?
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Lichte Wolken seh ich glänzen,
Dunkel weicht dem Rosenschein –
Sterne bilden sich zu Kränzen,
Geisterhauch durchrauscht den Hain,
Und mit süßen Flötentönen
Flüsterts aus der Lüfte Blau:
Weihe dich dem Guten, Schönen,
Blühts auch hier im Tränentau;
Kämpfe kühn mit dem Geschicke!
Nein, du lebest nicht zur Qual!
Himmelan, zum ewgen Glücke
Führt dein Weg durchs Sorgental.

Notizen
Zuschreibung zweifelhaft. Nicht datiert.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Grillparzer, Franz. Frage und Antwort. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-F2E7-E