[Der du an deinen Gaben oft verzagt]

Der du an deinen Gaben oft verzagt,
Und der du mirs, so wie ich dir geklagt,
Wir sind gerettet, Freund; durch weise Richter
Ist jeder, der ein Deutscher, auch ein Dichter.
Und fragst du mich wodurch, warum und wie?
Das Zauberwort, es heißt: Volkspoesie.
Es will sich, siehst du, kaum ins Metrum fügen,
Das macht: es ist ein ländliches Vergnügen,
Das ohne Zutun, ohne Pfleg und Kunst
Im Freien wächst, nur durch der Zeiten Gunst.
Willst du dir das Verständnis näher ziehen,
Denk dir die Milch von Millionen Kühen,
Geschüttet in ein Weltfaß. Kennst du das?
Ein Faß, groß wie die Welt, die Welt dir selbst ein Faß,
Die Zeit, der Raum. Zu nah und scharf besehen,
Verdunkeln sich, du weißt es, die Ideen ...

Notes
Nicht datiert. Entstanden wahrscheinlich 1841.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Grillparzer, Franz. [Der du an deinen Gaben oft verzagt]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-F550-A