Märchen
In eines alten Turmes Schacht
Liegt goldenhell ein Schatz,
So reich, daß, wer sein kundig ward,
Wünscht sich des Hüters Platz.
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Der Hüter aber ist ein Drach,
Der wahrt das edle Gut;
Goldgierig, geizig, wie er ist,
Hält Tag und Nacht er Hut.
Der Schuppen jed' ist ihm ein Aug,
Und Kralle jedes Glied,
Drum sieht er, hört, hält ab, was vor,
Was hinter ihm geschieht.
Ein Ritter aber, ohne Rast,
Klimmt kühn den Berg empor.
Umsonst! denn, wenn es halb gelang,
Kommt ihm der Drach zuvor.
Der Schatz nun selber regt sich nicht,
Wie eben Schätze tun.
Das Schöne ruht; der höchste Preis,
Gleich ihm, in ihm zu ruhn.
Die Perle hat doch auch kein Ohr,
Der Demant keinen Mund,
Der Blick des Goldes winkend nur
Gibt Wunsch nach Freiheit kund.
So setzen sies schon lange fort,
Der Hüter seinen Lauf,
Das reiche Gut kommt nicht herab,
Der Sucher nicht hinauf.
Nur fürcht ich, währt es allzulang,
Erlahmt die Phantasie,
Und streift die bunten Farben ab,
Die ihr das Märchen lieh.
Der Drache geht dann schuppenlos,
Der Ritter räumt den Platz;
Und nichts bleibt, was es früher war,
Als eines nur: der Schatz.