Einem deutschen Fürsten

Liebäugle nicht mit dem Unverstand,
Mit des Volkstums regem Dünkel!
Ich tauschte nicht für Gewalt und Land
Die Ruh im eignen Winkel.
Die Einheit der Deutschen bahnst du an,
Doch der Winzer ist nicht der Leser,
Nur andern frommte, was du getan,
Du wärst nur Reichsverweser.
Ob schlau und fein ihrs kartet gleich,
Die Natur ist dennoch weiser,
Sie deutet hin auf Österreich,
Das der wahre deutsche Kaiser.
Gelänge dir auch der schwere Versuch,
Daß gleiche Fürsten dir dienen,
Geheilt wär Deutschlands arger Bruch,
Doch dein Reich, es schmölze mit ihnen.
Wenn dann der Tag und die Stunde erreicht,
Mit Östreichs Obmacht trächtig,
Dann fände man gar die Wahrheit vielleicht,
Daß Preußen der Einheit zu mächtig,
Und im Fürstenrat, der in festes Gleis
Einst lenkt die Wirren der Neuheit,
Wär etwa Schlesien gar der Preis
Für Italiens künftige Freiheit.

Notizen
Entstanden 1849.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Grillparzer, Franz. Einem deutschen Fürsten. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-F655-7