Erster Aufzug
Im Schlosse zu Prag. Vorzimmer der Königin. Rechts und links Seitentüren, deren erstere zu den innern Gemächern führt. Vor derselben, Wache haltend, Seyfried von Merenberg, auf seine Partisane gestützt.
Frau Elisabeth mit einer andern Kammerfrau tritt aus den Zimmern der Königin.
ELISABETH.
Lauf, Barbara! lauf schnell nach Meister Niklas!
Die Königin scheint wohl, doch trau ich nicht.
Ein Diener ist gekommen.
ELISABETH.
Hast du den Balsam? Gut, gib her, mein Freund!
O unglückselger Tag! O arme Frau!
Der alte Merenberg kommt.
MERENBERG.
Wie gehts der Königin?
ELISABETH.
Verwunderlich!
Doch tut sie sich Gewalt, das sieht man wohl.
MERENBERG.
Wer ist bei ihr?
ELISABETH.
Der Graf von Habsburg, Herr!
O, daß ich das erleben müssen!
Ab ins Zimmer der Königin.
MERENBERG.
Sohn!
SEYFRIED
der gedankenvoll, auf seine Hallbarte gestützt, dagestanden hat.
Ihr, Vater?
MERENBERG.
Hast du schon gehört?
SEYFRIED.
Ja wohl!
MERENBERG.
Und sagst dazu?
SEYFRIED.
Ich glaubs nicht, Vater!
MERENBERG.
Wie?
SEYFRIED.
Nein, Vater! und bin so ergrimmt darob,
Daß ich den Lügnern mit der Hallbart hier
Den Kopf einschlagen möchte, allgesamt.
MERENBERG
zurücktretend.
O weh, mein Sohn! schlag deinen Vater nicht!
Denn ich glaubs auch.
SEYFRIED.
Ihr auch?
MERENBERG.
Ich weiß, mein Sohn.
SEYFRIED.
Wie? so ein Herr, ein Ritter, so ein König,
Und täte schlimm an seinem eignen Wort,
[975] Die Frau verlassend, die ihm angetraut?
Hab ich nicht knabenweis bei ihm gedient,
Und war er mir ein Muster, Vorbild nicht
Von jedem hohen Tun?
MERENBERG.
's wird keiner bös,
Der nicht, bevor ers ward, erst gut gewesen.
SEYFRIED.
Und was ich Löblichs tat und Gutes dachte,
An ihn hielt ichs und an sein adlich Walten,
Gar tief beschämt ob des zu großen Abstands.
Er hat die letzte Zeit mich schwer gekränkt,
Ich durft nicht mit ihm in die Ungarschlacht!
Denn seht, er denkt wohl, daß ein alt Gefühl
Für Bertha noch von Rosenberg – ihr wißt ja! –
O, hätt ich das aus seinem Leben fort,
Den einzgen Fleck, im andern steht er rein!
Doch glaubt! sie haben ihn dazu verleitet,
Die Rosenberg! Der Vater – pfui des Kupplers!
MERENBERG.
Denk, was du willst, nur eines halt für wahr:
Die Königin muß fort, und sie und ihre Diener,
Das Ärgste haben sie, das Äußerste zu scheun.
Ich geh noch heute heim nach Merenberg,
Auf meiner Väter Schloß, auch du mußt fort!
SEYFRIED.
Wie, Vater?
MERENBERG.
Du! dies törichte Vertrauen
Soll dich nicht selber an das Messer liefern.
Du folgst mir nach, zum Schein; allein in Bruck
Harrt dein ein treuer Knecht mit frischen Pferden,
Und während man dich bei dem Vater glaubt,
Eilst du nach Deutschland auf verborgnen Pfaden.
Die Königin will sich ans Reich nicht wenden
Mit ihrer Not; ich aber wills, hilft Gott!
Ich will nicht sehn die Tochter meines Herrn
Von Haus und Land vertrieben, ohne Schutz.
Du gehst nach Frankfurt und dies Schreiben gibst du
Er öffnet das Koller, in dem der Brief steckt.
Dem Erzbischof von Mainz. Allein, man kömmt,
Wir sind bewacht,
Indem er sich von ihm entfernt.
[976] Verschwiegenheit und Eile!
Ein Tag zuviel ist dreißig Jahr zu wenig!
Benesch von Diedicz und Milota kommen.
BENESCH.
War nicht Herr Zawisch hier?
SEYFRIED
indem er sich abwendet.
Ich sah ihn nicht!
BENESCH.
Er ritt doch nur ins Schloß!
MILOTA.
Sei ruhig, Bruder!
BENESCH.
Was ruhig? Sieh, ich bins! Der König wagts nicht!
Heiß ich nicht Rosenberg? Ist unser Haus
Im ganzen Lande nicht das mächtigste?
Und er sollts wagen? Solchen Schimpf? Ha, Possen!
Doch solls heraus, wer das Gerücht ersann;
Ich will ihn treffen, so – und so! – und so!
Bis in das vierte Glied!
Bertha von Diedicz kommt.
BENESCH.
Ha, Närrin, du?
Was willst du hier? Geh fort, auf dein Gemach!
BERTHA.
Ich kann nicht bleiben, rastlos treibts mich um.
Sie eilen durch das Schloß und flüstern sich
Entsetzliches mit scheuen Blicken zu.
Sagt, Vater, ist es wahr?
BENESCH.
Das fragst du mich?
Geh fort! Von hier!
BERTHA.
O Gott! wo find ich Menschen?
Indem sie auf Seyfried losgeht, zurückfahrend.
Ihr, Merenberg? Euch sollt ich eher meiden,
Vor allen euch; und doch, ihr seid ein Mensch!
Ich hab euch schwer beleidigt, Merenberg,
Doch rächt euch jetzt nicht, jetzt nicht! Seht mich knien
Sie kniet.
Sagt, ist es wahr?
SEYFRIED.
Was, Bertha?
BERTHA.
Ist es wahr?
Des Königs Eh getrennt!
SEYFRIED.
Der Vater sagts.
BERTHA.
Die andern sagens auch! – Und er vermählt –
Zu späte Scham, ist jetzo Zeit zu schämen?
Vermählt von neuem sich mit –
[977]SEYFRIED
mitleidig.
Nicht mit Bertha
Von Rosenberg!
Sie drückt mit einem Ausruf ihr Gesicht an den Boden.
BENESCH
zu Seyfried.
Wer sagts euch? – Her zu mir!
MILOTA
auf sie zugehend.
Kommt, Nichte, kommt! hier ist kein Platz für euch!
BERTHA.
O Seyfried, schütze mich!
SEYFRIED.
Mit Gunst, Herr Milota!
Wenn ihr es wagt, die Hand an sie zu legen,
So stoß ich euch die Partisan in Leib.
Die Hallbarte gesenkt.
BENESCH.
Und wenn ich selbst – !
SEYFRIED.
Mir gleich!
BENESCH.
Verweigerst du dem Vater
Sein Kind?
SEYFRIED.
O, hättet ihr sie doch verweigert,
Sie läge jetzt nicht stöhnend vor uns da,
Daß mir das Herz im Innern um sich wendet!
BENESCH.
Wir hätten sie wohl dir vermählen sollen?
SEYFRIED.
's war besser, Herr, als jetzo solche Schmach!
BENESCH.
Mein Kind!
SEYFRIED.
Zurück! Mir hat sie sich vertraut,
Und ich weiß Anvertrautes zu bewahren!
BENESCH.
So soll mein Schwert!
SEYFRIED.
Laßt sein! Du aber fürcht dich nicht!
Zawisch tritt ein und bleibt beim Eingange laut lachend stehen.
ZAWISCH.
Ha, ha, ha, ha!
BENESCH
der sich rasch umgewendet hat; da er Zawisch erblickt.
Bist dus? Dich sendet Gott!
ZAWISCH.
Was kämpft ihr denn, ihr hochgesinnten Jäger,
So wutentzündet um des Bären Fell?
Herr Petz trabt wohlgemut durch Berg und Tal
Und weist euch seiner Zeit wohl noch die Pranken.
Schön Mühmchen, grüß euch Gott!
Zu Seyfried.
[978] Und ihr, Herr Weidmann!
Hebt eure Feder und seht nicht so kraus;
Ich bin kein Wild für euch!
BENESCH.
Nun sag, erzähle!
MILOTA.
Ja, Neffe, sprich!
ZAWISCH.
»Erzähle«! ›Sprich‹! Ei, was denn?
BENESCH.
Der König –
ZAWISCH.
Hat die Ungarn derb geschlagen,
Bei Kroissenbrunn;
Gegen Milota.
ihr, Ohm, wart ja dabei!
BENESCH.
Wer fragt um das?
ZAWISCH.
Der Friede ist gemacht:
Auf Österreich –
BENESCH.
Nicht doch!
ZAWISCH.
Auf Steiermark –
BENESCH.
Willst du mein spotten?
ZAWISCH.
Nu, was wollt ihr denn?
BENESCH.
Des Königs Ehe –
ZAWISCH.
Ei, die ist getrennt!
BENESCH.
Die Handfest ausgefertigt?
ZAWISCH.
Und besiegelt.
Die Königin geht heute noch nach Wien.
Von da –
BENESCH.
Und spricht man nicht? – Verdammt! – Mit wem –
Gegen Bertha hin.
Regst du dich noch? – Mit wem der König? –
ZAWISCH.
Ah!
Mit wem er sich zum zweitenmal vermählt?
Ei, mit wem anders denn, als dort mit jener,
Mit eurer Tochter! Ihr habts schlau gekartet!
Erst führtet ihr das Mädchen still ihm vor,
Geschmückt! man konnte kaum was Schöners sehn!
Dann halft der Armen Mangel ihr an Witz
Mit euerm eignen nach. Was sie da Reden führte!
Die Königin von Saba kann nicht besser!
Zuletzt – nu, was weiß ich, was alles noch!
Kurz, er ist ganz berückt, und gebt nur acht,
[979] Er kommt zur Stund und freit um ihre Hand.
BERTHA
aufspringend.
Zu ihr, zu ihr! zu ihren Füßen sterben!
Ab in der Königin Gemach.
ZAWISCH.
Ha, ha, ha, ha!
MERENBERG.
Herr Zawisch!
ZAWISCH.
Lustig! lustig!
Wir wollen auf des Königs Hochzeit tanzen!
Zu Seyfried.
Ihr habt ja auch vordem um sie gefreit?
Weiß Gott! ich glaub, einmal zu Nacht, bei Wein,
Gefiel mir selbst ihr rot und weiß Gesicht!
Nu, gebt mir eure Hand, Herr Bundesbruder!
Seyfried wendet sich ab.
MILOTA.
Wozu das tolle Wesen! Grad und kurz:
Mit wem vermählt der König sich?
ZAWISCH.
So kurz
Als eure Frage soll die Antwort sein!
Mit Kunigunde von Massovien,
Des Ungarkönigs Nichte.
BENESCH.
Gift und Pest!
ZAWISCH.
Ihr wolltet selbst des Königs Eh getrennt,
Habt jahrelang euch weidlich drum bemüht;
Sie ist getrennt – und er freit Belas Nichte.
BENESCH
mit der Hand vor der Stirn.
Verraten, hintergangen! Schändlich, schändlich!
ZAWISCH.
Pocht nicht so hart an der Gedanken Tor,
Wenns früher schloß, macht jetzo doch nicht auf!
BENESCH.
Jetzt spottest du, und hast es selbst gebilligt!
ZAWISCH.
Gebilligt, ich? den Unsinn, die Verrücktheit!
BENESCH.
Ja, du, und du!
MILOTA.
Weil du Gewißheit vorgabst! –
BENESCH.
Bringt mir sie her, das Mädchen bringt mir her!
Sie soll nicht leben! Sie und ich! Oh! – Oh!
SEYFRIED
herüberrufend.
Schmäht ihr das Mädchen? Schmähet auf euch selbst!
Wer hieß euch glauben, daß für eure Tochter
Des Königs, ihres eignen Königs Hand –
[980]ZAWISCH.
Das ließ sich allenfalls noch glauben, Herr!
Ein Merenberg wär toll, dächt er an so was;
Doch wir, die aus der Weltstadt Roma stammen,
Von den Patriziern, die den Erdkreis beugten,
Und, als Ursini, noch dem Throne stehn zunächst,
Auf dem Sankt Peters Macht ob Herrschern herrschet;
Wir mögen wohl nach Fürstenkronen trachten,
Und eine Rosenberg mag kühn und frei
Dem Besten sich vermählen dieser Erde.
Auch – ha, ha, ha, ha, ha!
MILOTA
der sich gesetzt hat.
Verdammt sein Lachen!
ZAWISCH.
Die Tochter rast, der Vater rauft sein Haar,
Und wir beweisen unsern alten Adel!
Und wär er älter als der Engel Fall,
Der König winkt, und knall! liegt er am Boden.
BENESCH.
Doch eh ich falle, Rache!
Milota anfassend.
Rache, Bruder!
MILOTA
der aufsteht.
Ich sann soeben und gedenk zu handeln!
ZAWISCH.
Regst du dich auch, vierschrötger Milota?
Ei ja, da muß der König nun wohl zittern!
BENESCH.
Wenn du – wenn du dich unsrer Sach entziehst,
Bist du kein Rosenberg; ein Schurk! Nicht wahr?
MILOTA.
So ists!
ZAWISCH.
Ei ja! Wie führen wirs denn aus?
Beim nächsten Kirchgang drück dich an den König
Und tritt ihm auf den Fuß. Das schmerzt verzweifelt,
Und so bist du gerächt!
BENESCH.
Er spottet unser!
Mein Kopf! Mein Kopf! – Er ist kein Rosenberg!
MILOTA.
Komm, Bruder, laß uns gehn! Wer lachen kann
Bei seines Hauses Schmach, verdient –
ZAWISCH.
Halt, Freund!
Wer seid ihr denn, ihr beide, daß ihr schmäht?
Die ihr auf offner Straße Racheplane
Zu tauben Wänden schreit und – offnen Ohren!
Verschwört euch auf dem Markt und treibt im Zimmer Aufruhr.
[981] Herr Merenberg, nicht wahr, das nenn ich Leute?
Der Rausch des Zorns ist wie ein andrer Rausch:
Das beste Mittel ist die frische Luft.
Drum fort ins Freie, meine werten Herrn!
Brennt unser Haus und können wir nicht löschen,
So laßt uns wenigstens die Hände wärmen.
Der König ist mein Herr, und damit holla!
MILOTA
ihm näher tretend.
Fast glaub ich, Freund, du denkst mehr, als du sprichst.
Sag, wofür hältst du uns?
ZAWISCH
laut.
Für wackre Leute:
Was man verschweigt, erratet ihr auch nicht;
Errietet ihrs, ihr könntets nicht verschweigen!
Es öffnet sich die Tür der Königin,
Sie kommt, mit ihr der Großalmosenier,
Der Graf von Habsburg. Laßt uns gehn.
Wir wollen sie nicht in der Hora stören.
Ziehn sich zurück.
Die Königin tritt aus ihrem Zimmer mit Rudolf von Habsburg. Hinter ihr zwei Diener, die Berthan ohnmächtig in einem Lehnstuhl heraustragen. Daneben Frau Elisabeth, die sie unterstützt.
MARGARETHE
im Auftreten gegen die zurückweichenden Rosenberge.
Da gehn sie hin; wie dunkle Wetterwolken,
Die, wenn sie sich entleert, nach Aufgang ziehn.
Gegen Bertha gewendet.
Bringt sie in ihr Gemach und sorgt für sie,
Nach wenig Augenblicken komm ich selbst.
RUDOLF.
Beinah zu viele Sorgfalt, gnädge Frau!
Bertha, von ihren Verwandten umgeben, wird fortgebracht; auch beide Merenberge entfernen sich.
MARGARETHE.
Sie selbst ist kaum so schlimm, nur schwachen Geistes,
Und töricht eitel, das hat sie verführt.
Doch ihre Vettern, ihre Anverwandten,
Der starre Milota, der Geifrer Benesch,
Und Zawisch, jener Schlimmste wohl von allen,
Mit Reichtum, Macht, und Hoffnung auf den Thron –
Ja, so weit ging der Übermütgen Stolz –
[982] Verlockten sie das leichtbetörte Kind.
Seit lange sah ich sie, die bösen Engel
Des Königs, meines Herrn, verstohlen reißen
An den nur allzuschwachen Banden, die
Kaum Ottokarn noch fesselten an mich.
Ich hörte, wie sie seinen Wunsch nach Erben,
Nach angebornen Folgern seines Throns,
Mit heuchlerischem Mitleid listig nährten. –
Ein Wunsch, gar wohl verzeihlich einem König!
Doch was soll Erbrecht, das aus Unrecht stammt?
Sie waren es, die dieser Ehe Trennung
Mit unermüdlicher Geschäftigkeit
Und ohne Auftrag fast des Königs trieben;
Denn eine ihres Hauses hofften sie
Zu setzen auf der Böhmen Herrscherthron:
Die Arme, die jetzt mit dem Wahnsinn ringt!
Wie oft war sie an Festen mir genüber,
Mit Schmuck bedeckt, des Hofes Schwall um sie;
Indes ich einsam saß mit meinem Gram.
Der König Augen nur für ihren Reiz,
Und Ohr für ihren Wunsch, des Mundes Dräun
Zur Schmeichelei herabgestimmt für sie.
Sie aber froh und stolz und überselig,
Wohl gar verächtlich blickend hin auf mich.
Da fühlt ich Mitleid mit dem armen Opfer
Und nahm mir vor, am Tage ihres Falls
Ihr mild zu sein und hilfreich ihrem Unglück.
O Ottokar, wie viel nimmst du auf dich!
RUDOLF.
Vergeßt nicht ob der Unbild an der Fremden
Der eignen, größern Unbild, gnädge Frau!
MARGARETHE.
O glaubt nicht, daß den König ich entschuldge!
Fern sei von mir, daß ich je Böses lobe!
Er handelt unrecht, unerlaubt an mir,
Und sagen will ichs ihm, tret ich vor ihn.
Bin ich nicht jung; ich hab es nie verhehlt!
Hat Gram der Züge Reiz mir ausgelöscht;
Er sah mich ja, bevor er um mich warb!
Vermißt er Munterkeit an mir und Scherz;
[983] Wer hieß den Muntern denn zur Freite gehn
Bei der unselgen Königin der Tränen,
Zum Grab gebeugt durch all der Ihren Tod?
Seitdem mit diesen Augen ich gesehn,
Im grausen Kerker von Apulien,
Den römschen König Heinrich, meinen Gatten,
Des harten Friedrich allzuweichen Sohn,
Von nahverwandten Händen liegen tot,
Und tot die beiden hoffnungsvollen Kleinen,
Die ihm mein Schoß, seitdem verschlossen, trug;
War Lust ein Fremdling dieser öden Brust,
Und Lächeln floh entsetzt von meinen Lippen,
Die Gram und Schmerz mit seinem Siegel schloß.
Was gibt man an als unsrer Trennung Grund?
Den ersten weiß ich: ich bin kinderlos
Und ohne Hoffnung, je ein Kind zu säugen;
Weil ich nicht will, weit mehr noch, als nicht kann!
Das wußte Ottokar, als er mich freite,
Ich sagt ihms, und er nahm es für genehm;
Denn auf mein reiches Erb von Österreich
War da sein Sinn gestellt und seines Vaters,
Des ländersüchtgen König Wenzeslav.
Was will der König also? Kinder, Erben?
Ein Bettlerkind säß besser auf dem Thron,
Als Königssöhne, die das Unrecht zeugte!
Was gibt man weiter an, als fernern Grund?
RUDOLF.
Verwandt seid ihr in unerlaubtem Grad.
MARGARETHE.
Man hat in meiner Jugend mir erzählt
Von einem Bela wohl und einem Geysa,
Die Brüder waren, Töchter hatten, und
Nach Österreich und Böhmen sie vermählten
In Väter Väterszeit. Der König spottet!
Es sind die Fürstenhäuser alle sich verwandt,
Und solchen Grads Erlassung fällt nicht schwer.
Auch hat man anfangs dessen nicht erwähnt!
RUDOLF.
Erinnrung kam mit der gelegnen Zeit!
MARGARETHE.
Glaubt nicht, daß mich bekümmert, fortzugehen,
Daß es mir leid tut um des Hofes Ehren!
[984] O, könnt ich jetzt, in diesem Augenblick,
Weit hinter mir der Krone Glanz und Pracht
Nach Haimburg hin, in meiner Väter Schloß,
Allwo ich saß nach meines Gatten Tod
Und sein und meiner Kinder Fall beweinte!
Der König sende heute noch mich fort,
Ich will ihm danken, wie ich nie gedankt!
Doch soll er mir die Ehe nicht betasten,
Beflecken nicht das Band, das uns vereint,
Und so der jüngstverfloßnen Jahre Lauf
Zum Greuel machen und zum Ärgernis!
Ich habe diese Krone nicht gesucht!
Auf Haimburg saß ich, meines Grams gedenkend,
Beinah dem allgemeinen Elend taub:
Denn Brand und Raub verwüstete mein Land;
Der Ungar hier, der Baier dort, der Böhme,
Sie hausten mit dem Schwert in Österreich,
Verderbend meiner Väter schönes Erbe.
Da tagten sie, die Herrn, zu Triebensee,
Wie sie dem Wesen einen Vogt gewännen,
Und Boten sandten sie ins Meißnerland,
Von dorther einen Fürsten sich zu holen,
Konstanzias, der Babenbergrin, Sohn.
Die Boten aber fing der König auf,
Der damals herrscht' in Böhmen, Wenzeslav,
Der Listige; und ließ nicht eher ab
Mit Bitten, Drohn, Versprechen und Geschenken,
Bis seinem Sohn, bis diesem Ottokar
Der Herren Wahl, des Landes Herrschaft wurde.
Der wollte, jener nicht; und neuer Krieg
Durchflammte glühnder meines Landes Fluren.
Da traten zu mir hin, auf Haimburgs Schloß,
Die Landesherrn und klagten ihre Not.
Ein Mittel als das einzge nannten sie:
Des Stärksten Recht durch meines zu verstärken,
Durch Ottokars Vermählung und die meine
Mit Böhmen zu vereinen Österreich.
Ich sagte: Nein! gedenkend meines Gatten,
[985] Der meine Treue mit sich nahm ins Grab.
Da führten sie mich auf des Schlosses Söller
Und zeigten mir das glutversengte Land,
Die Felder nackt, die Hütten leer, die Menschen tot.
Von Weibern, Kindern, Blutenden, Verletzten
Sah ich mit Schaudern, heulend, mich umgeben,
Zu mir um Rettung flehend, die's vermochte.
Da wollt ich alles und versprach es ihnen.
Sie aber brachten Ottokarn zu mir,
Mir ihn bezeichnend als den künftgen Gatten.
Mit schwarzem Aug aus schwarzen Brauen blickend,
Stand er in scheuer Ferne sinnend da –
Und maß, der Jüngling, mich, die Alternde.
Allein des Landes Not bei mir gedenkend,
Trat ich zu ihm und sprach ihn freundlich an;
Und so ward ich sein Weib. Ich hab ihn nie geliebt;
Ich dachte nie, ob ich ihn lieben könnte:
Doch sorgt ich still für ihn, und wie ich sorgte,
Fand ein Gefühl sich mir im Innern ein,
Das allen Schmerz der Liebe kennt, wenn auch
Nichts von der Liebe Glück. So wars mit uns.
Nun urteilt, ob Entfernung mich erschreckt.
Ja, ich will gehn, doch bleibt die Ehe fest,
Nichts ward verletzt, was ihren Bruch begehrte.
RUDOLF.
Von einem spricht man noch: daß ihr zu Trier,
Nach eures Gatten, König Heinrichs Tod,
Nicht mehr euch zu vermählen feierlich gelobt.
Doch ists Erdichtung wohl!
MARGARETHE.
Nein, das ist wahr!
Es war kein feierlich Gelübd, kein solches,
Das andre Bande kirchlich brechen könnte;
Doch hab ich es gelobt – und hätt es halten sollen!
Zu Trier lag ich im Gebet vor Gott,
Und ewge Treu und ewgen Witwenstand
Gelobt ich meinem Gatten, König Heinrich.
Nicht Manneshände sollten je berühren
Den kleinsten Finger mir, des Kleides Saum,
Und selbst ein Weib nicht meine Lippen küssen,
[986] Die einst an Heinrichs teurem Mund geruht.
Ja, ich gelobts, und alles Unheil rief ich,
Wenn ichs je bräche, nieder auf mein Haupt.
Das Unheil, merk ich, tut, was seines Amtes.
Nochmal, es war kein feierlich Gelübd!
Ich tats nur mir und meines Heinrich Schatten:
Doch wars Gelübd, ich hätt es halten sollen!
RUDOLF.
Was, gnädge Frau, soll ich dem König melden?
MARGARETHE.
Wie rasch wir sind, an andern das zu tadeln,
Was selber wir, wenn minder gleich, verübt!
Sagt König Ottokar, Herr Graf von Habsburg:
Das Ganze legt ich ihm auf sein Gewissen,
Was er entscheide, das sei mir genehm.
RUDOLF.
Ihr willigt ein?
MARGARETHE.
Ich widerspreche nicht.
RUDOLF.
Doch man verlangt zugleich, daß ab ihr tretet,
Das Land von Österreich und das von Steier,
Der Babenberger Gut.
MARGARETHE.
Ich habs getan.
RUDOLF.
Doch war es Schenkung um der Ehe wegen,
Der Ehe Trennung hebt die Schenkung auf.
MARGARETHE.
Ich will sie wiederholen.
RUDOLF.
Auch bedenkt,
Daß jene Lande Reicheslehen sind,
Dem Reich erledigt und nicht euch gehörig.
MARGARETHE.
Soweit mein Recht geht, geb ich es dahin.
Sagt das dem König, und zugleich:
Er soll vor Unrecht sorglich sich bewahren;
Denn auch das kleinste rächt sich. So lebt wohl!
Trompeten und Lärm auf der Straße.
DER ALTE MERENBERG
tritt ein.
Der König kommt!
MARGARETHE.
Gerechter Gott! – Ich will
Zu stärken mich versuchen durch Gebet.
Sie entläßt die beiden durch eine Handbewegung und geht in ihr Gemach. Die andern auf der entgegengesetzten Seite ab.
Thronsaal mit gotischen Bogen und Säulen. Der Thron an der zweiten Kulisse rechts. Im Vorgrunde zu beiden Seiten ein reichbedeckter Tisch mit einem Armstuhl.
[987] Kriegerische Musik, Trompetensignale und Volkszuruf von außen. Böhmische Große und Krieger treten, vom Hintergrunde her, auf, und stellen sich teils neben den Thron, teils gegenüber in Reihen. Links im Vorgrunde eine Deputation der Stadt Prag mit dem Bürgermeister an der Spitze. Die Mitte des Hintergrundes nimmt eine tatarische Gesandtschaft ein.
DER KANZLER
tritt auf.
Der König kommt!
ALLE.
Hoch lebe Ottokar!
OTTOKAR
tritt, ganz gerüstet, jedoch ohne Helm, vom Hintergrunde her rasch auf.
Habt Dank, ihr Herrn!
Er bleibt vor den tatarischen Gesandten stehen, die auf die Kniee niedergefallen sind.
Wer sind die Leute da?
KANZLER.
Gesandte, Herr, des Chanes der Tataren;
Sie bringen Gruß und bieten Freundschaftsbund.
OTTOKAR.
Heißt sie nur aufstehn! – Hört ihr? Auf vom Boden!
Ein sonderbares Volk und sonderbar bewaffnet!
Weist her den Säbel!
Er wiegt ihn in der Hand.
Viel zu krumm gebogen!
Er tut einen Hieb in die Luft.
Das nimmt dem Hieb die Kraft. Das müßt ihr ändern!
Ein krummes Schwert mag angehn; doch der Kraftpunkt
Soll mehr nach oben. Einer meiner Reiter
Jagt euer zehn mit seinem breiten Schwert!
Er gibt den Säbel zurück.
Und sonst die Rüstung! Wozu soll der Haarschopf
Da oben auf dem Scheitel? Für den Feind wohl?
Der faßt sich seinen Mann, zieht ihn vom Pferde
Und würgt ihn, wie er mag. Wäre ich ihr König,
In einer Nacht ließ ich sie alle scheren!
Sie sollen gehn und morgen wieder kommen!
Die Tataren ab.
OTTOKAR
im Vortreten.
Nun, haben wirs euch recht gemacht, ihr Herrn?
Vor Ungarn mögt ihr künftig ruhig schlafen;
Wir haben sie gejagt. – Was gibt es sonst?
Die Deputation der Stadt Prag ist vorgetreten.
OTTOKAR.
Wer seid ihr?
[988]BÜRGERMEISTER.
Rat und Bürgermeister, Herr,
Von eurer vielgetreuen Pragerstadt.
OTTOKAR.
Was wollt ihr? – Ah! – Nur immer zu, ihr Herrn!
Ich bin ermüdet, nehmt mir meine Waffen!
Er wirft sich in einen Lehnstuhl links im Vorgrunde.
Zwei Diener sind beschäftigt, ihn zu entwaffnen.
BÜRGERMEISTER.
Großmächtigster,
Unüberwindlichster!
Es drang zu uns die Fama deines Siegs,
Und –
OTTOKAR.
Füllenstein!
FÜLLENSTEIN.
Hier bin ich, gnädger Herr!
Tritt vor.
OTTOKAR.
Wie hieß der Platz, wo wir die Ungarn jagten?
FÜLLENSTEIN.
Bei Kroissenbrunn.
OTTOKAR.
Hans Narr, da war das Lager!
Glaubst du, ich weiß den Ort nicht, wo ich stand?
Ich mein den Platz des letzten Reiterangriffs,
Der ganz entschied.
FÜLLENSTEIN.
Man nennt den Ort Marchegg,
Weil in die Ecke dort die March sich wendet.
OTTOKAR.
Marchegg, so soll man mir die Stadt auch nennen,
Die ich dort baun will zu des Siegs Gedächtnis!
Marchegg soll sein der Markstein meines Glücks,
Von dort aus weiter; denn wer hielte mich?
Und wer dort geht, noch in den fernsten Tagen,
Der soll von Ottokar und seinem Streiten sagen!
Er ist aufgestanden.
Zu den Dienern.
Was zögert ihr? – Ja so, du willst das Bein!
Er setzt sich wieder.
Herr Bürgermeister, zieht dort an der Schiene!
So gehts nicht! Fort! – Wer wird so lange zögern?
Er reißt selbst gewaltsam die Schiene ab und wirft sie mitten in den Saal.
Just in der Ecke dort der March, am Hügel jenseits,
Saß König Bela hoch auf seinem Stuhl,
Und Heinrich Preußel stand dabei, ich sahs wohl,
Der legt' ihm, wie der Knab im Puppenspiel,
Die Gegend aus und was sich drin begab,
[989] Und wer die Kämpfer waren, und so weiter.
Zum Anfang gings noch gut, doch als der Habsburg
Auf eins hervorbrach mit den schweren Reitern,
Und alles floh, was ungrisch fluchen kann,
Und in die March! daß ihre Zottelbärte
Wie Schilfgras aus gedämmtem Wasser ragten –
Wo ist der Habsburg? Hei, beim reichen Gott,
Er hielt sich wohl! Sonst ein gar stiller Mann,
Doch wenn er angreift, wie der böse Teufel.
Wo ist Graf Habsburg?
DIENER.
Sollen wir ihn rufen?
OTTOKAR.
Laßt nur! – Als das der Ungarkönig sah,
Da braucht' er keines Dolmetsch weiter mehr.
Mit beiden Händen fuhr er sich ins Haar
Und zog sich feindlich. Ei, dacht ich mir, Herr,
Spart euch die Müh, wir können das viel besser!
Doch ist er Freund uns jetzt und Bundsgenoß,
Da muß man Gutes nur und Liebes sprechen!
Nun, seid ihr endlich fertig?
Er steht auf.
Hut und Mantel!
Und wie stehts hier bei euch, Herr Bürgermeister?
Habt ihr indes geträumt?
Der Hut da drückt.
Da der Diener zögert.
Zum Teufel, einen andern Hut! – Wie also?
Die Mauer auf dem Wischehrad ist fertig?
BÜRGERMEISTER.
Ja, gnädger Herr!
OTTOKAR.
Die Moldaubrücke auch?
BÜRGERMEISTER.
Nur gestern ward der letzte Stein gefügt.
OTTOKAR.
Ja, weil ihr wußtet, daß ich heute kam!
Den Deutschen, die ich sandte, Sachsen, Baiern,
Ward schon die untre Vorstadt eingeräumt?
BÜRGERMEISTER.
Verzeihet –
OTTOKAR.
Ists geschehn?
BÜRGERMEISTER.
Eur Hoheit –
OTTOKAR.
Ja?
BÜRGERMEISTER.
Noch nicht.
[990]OTTOKAR.
Warum nicht? Gottes Feur! Warum nicht?
BÜRGERMEISTER.
Wir wollten noch einmal eur Hoheit angehn,
Eh wir vertrieben so viel treue Böhmen –
OTTOKAR.
Vertrieben! Was vertrieben! Wollt ich das?
Sie sollten nach Chrudim, dort waren Äcker
Und Baugrund ihnen dreifach angewiesen,
Und dreifach alle Kosten der Versetzung.
Doch aus der Vorstadt sollen sie heraus!
Sie sollen, müssen! Müssen, Gottes Donner!
Ich weiß wohl, was ihr mögt, ihr alten Böhmen:
Gekauert sitzen in verjährtem Wust,
Wo kaum das Licht durch blinde Scheiben dringt;
Verzehren, was der vorge Tag gebracht,
Und ernten, was der nächste soll verzehren,
Am Sonntag Schmaus, am Kirmes plumpen Tanz,
Für alles andre taub und blind;
So möchtet ihr, ich aber mag nicht so!
Wie den Ertrinkenden man faßt am Haar,
Will ich euch fassen, wos am meisten schmerzt;
Den Deutschen will ich setzen euch in Pelz,
Der soll euch kneipen, bis euch Schmerz und Ärger
Aus eurer Dumpfheit wecken und ihr ausschlagt
Wie ein gesporntes Pferd. Ihr denkt der Zeit,
Da eure Fürsten saßen an dem Herd
Und einen Kessel führten in dem schnöden Wappen;
Ich bin kein solcher, straf mich Gott!
Man hat ihm den Mantel umgegeben.
Seht her!
Der Mantel ward in Augsburg eingekauft.
Das Gold, der Samt, die Stickerei, das Ganze,
Könnt ihr das machen hier in eurem Land?
Ihr sollt! Bei Gott, ihr sollt! Ich will euchs lehren! –
Mit Köln und Wien, mit Lunden und Paris
Soll euer Prag hier stehn in einer Reihe!
Die Länder, die euch herrisch sonst gehöhnt,
Ich habe sie bezwungen mit dem Schwert:
Der Ungar flieht, der Baierfürst hält Ruh,
Und Österreich, die wackre Steiermark
[991] Und Portenau und Krain und Deutschlands Eger,
Ich habe sie vereinigt meinem Reich.
In alle Fernen trug ich Böhmens Namen,
Aus allen Fernen tönt zurück sein Ruhm.
Wie meine Väter konnt ich ruhig schlafen,
Euch lassen schlafen, so wie eure Väter;
Für wen hab ichs getan? Für euch!
Doch sollt ihr nach, des geb ich euch mein Wort!
Hin auf des Berges Mitte stellt ich euch,
Und nun klimmt weiter, oder brecht den Hals!
Indem er sich abwendet.
Daß mir die Deutschen in die Vorstadt kommen!
Kanzler tritt ein und nähert sich dem Könige.
OTTOKAR.
Was ist?
KANZLER.
Die Königin, wie ihr befahlt –
OTTOKAR
wieder zu den Bürgern gewendet.
Auch das noch, das noch, seht, um euretwillen!
Was einem jeden Mann das Teuerste,
Die Ruh im eignen Haus, hab ich gestört,
Um eure Ruh, um eurer Kinder Ruhe.
Damit nach meinem Tod mein Reich nicht erblos,
Mein Werk das Spiel nicht werde innern Zwists,
Hab ich von Margarethen mich getrennt,
Die keines Erbens Hoffnung mehr gewährt
Und neuer Bande Wechsel mich gefügt.
Zur ganzen Versammlung gewendet.
Ja, ja, ihr Herrn, damit ihrs alle wißt:
Zur Festigung des nun geschloßnen Friedens
Hat König Bela mir die Hand geboten
Von Kunigunden, seinem Enkelkind,
Des Herzogs von Massovien einzgen Tochter.
Da nun seit lang die Bischöfe des Reichs
Mich warnten meiner Eh mit Margarethen;
Wie denn auch manches sonst dagegen spricht:
Denn erstens ist sie alt und unfruchtbar,
Kein Erbe läßt sich mehr von ihr erwarten;
Dann ist sie mir verwandt in – was weiß ich,
In welchem und wievieltem Grad, und endlich –
[992] Allein wozu noch lange eins und zwei;
Denn erstens, zweitens, drittens: bleibts dabei!
Die Königin wird kommen, Handfest unterzeichnen,
Die Schenkung wiederholen ihrer Lande,
Und des zu Zeugen seid ihr hier versammelt.
Er besteigt den Thron.
DER KANZLER
der seine Papiere auf demselben Tische ausgebreitet hat, an dem vorher der König saß, tritt nun mit einer Urkunde in der Hand in die Mitte des Saales.
Nun Ruh in Ehrfurcht ist des Königs Wille!
Margarethe, in einen nachschleppenden Mantel gekleidet, die Krone auf dem Haupte, tritt, von Habsburg und Merenberg begleitet, von Frauen gefolgt, ganz im Vorgrunde links auf.
KANZLER.
Erlauchte Frau und Königin Margrethe,
Von Östreich Herzogin und Steiermark,
Des weiland römschen Königs Heinrich Witwe,
Derzeit vermählt mit Böhmens hohem Herrn.
Wer führt das Wort in eurer Gnaden Sache?
MARGARETHE.
Ich selbst!
Ablehnend zu Merenberg, der vorgetreten ist.
Laßt nur, Herr Merenberg! – Ich selbst!
Allein will ich des Zornes Makel tragen
Und reden, so wie leiden, ich allein!
KANZLER.
Ist euch bekannt –?
MARGARETHE.
Ich weiß!
KANZLER.
Nun denn, mit Gott!
Es hat ein heilger Send, zu Wien versammelt,
Im Vorsitz Guido, Kardinal-Legats,
Des Titels von Sankt Laurenz in Lucina,
Zu Recht gesprochen ob dem Eheband,
Das euch verbunden unserm gnädgen Herrn;
Und in Betracht, daß ihr im vierten Grad,
Durch Bela, Ungarns König und durch Geysa,
Als leiblich naher Brüder Kindeskinder,
Gedachten unserm gnädgen Herrn verwandt;
In weiterm Anbetracht, wie vorgekommen,
Daß ihr nach eures ersten Herren Tod,
Des hochbelobten römschen Königs Heinrich,
[993] Euch nicht mehr zu vermählen ein Gelübd
Zu Trier getan, im Katharinenstift –
MARGARETHE.
Es war kein feierlich Gelübd!
OTTOKAR.
KANZLER.
Als hat –
Trompeten von außen.
OTTOKAR.
Was ist?
EIN DIENER.
Die Stände, Herr,
Von Österreich sind in die Burg gezogen,
Den Fürstenhut des Landes bringen sie.
OTTOKAR.
Hierher! Sie kommen als gelegne Zeugen!
Die Stände von Östreich, den Herzogshut auf einem Kissen vor sich hertragend, treten ein.
HEINRICH VON LICHTENSTEIN
als Wortführer.
Es hat dein tapfres Schwert, erhabner Fürst,
Entschieden in dem Streit mit Ungarns König,
Wer Herr soll sein in unserm schönen Land.
Geendet ist der blutig schwere Zwist,
Und leichten Herzens wiederholen wir
Die Huldgung; die erst jetzt in voller Kraft.
Zu Margarethen gewendet.
Vor allem aber dir, erlauchte Frau,
Dem edlen Sproß des alten Heldenstammes,
Der ruhmvoll lang ob Österreich gebot –
OTTOKAR.
Laßt das nur sein und stellt euch ruhig hin!
Statt neuer Huldgung denkt auf alte Treu
Und haltets einmal, statt es zweimal zu versprechen!
Zum Kanzler.
Fahrt fort!
KANZLER.
Als haben sie zu Recht erkannt,
Daß solches Bündnis länger nicht bestehe,
Erklären es für null und aufgehoben.
Die Schenkung, die ihr früher habt gemacht
An euern Herrn mit eures Stammes Erbe,
Sie bleibt in Kraft, und ihr seid aufgefodert,
Sie noch einmal, der Form nach, zu bestätgen.
[994] Euch angewiesen wird, als Leibgeding,
Die Stadt von Krems, das Polan rings um Horn
Und Grevenberg von unsers Herren Gnade.
MARGARETHE.
Habt ihr geendet?
KANZLER.
Ja, erlauchte Frau!
MARGARETE.
Ich könnte manches noch entgegensetzen!
OTTOKAR.
Wozu? Es bleibt der Spruch in Kraft.
MARGARETHE.
Doch unterwerf ich mich!
OTTOKAR
vom Throne steigend.
Nun gut, was mehr?
MARGARETHE.
Und geh von hinnen, wie man es begehrt –
OTTOKAR
auf sie zugehend.
Mich freut, daß ich euch klug und billig finde;
So hab ich Margarethen stets gekannt
Und stets geachtet euch als eine solche.
Es ist ja nicht der Jugend wilder Kitzel,
Der gärend feurge Drang nach Neuerung,
Was mich euch meiden heißt; es ist mein Land,
Das in mir Ehen schließt und Ehen scheidet.
So hoch ein Mensch mag seine Größe setzen,
So hoch hat Ottokar gesetzt die seine.
In Böhmen herrsch ich, bin in Mähren mächtig;
Zu Östreich hab ich Steier mir erkämpft,
Mein Oheim siecht, der Kärnten nach mir läßt.
Vertraulich und leiser.
Im nahen Ungarn hab ich meine Hand,
Die Großen sehn auf mich, die Mißvergnügten;
Es will mir Schlesien wohl, und Polen schwankt,
Wie sturmgepeitscht ein Schiff, in meinen Hafen.
Wieder lauter.
Vom Belt bis fern zum adriatschen Golf,
Vom Inn bis zu der Weichsel kaltem Strand
Ist niemand, der nicht Ottokarn gehorcht;
Es hat die Welt seit Karol Magnus Zeiten
Kein Reich noch wie das meinige gesehn.
Ja, Karol Magnus Krone selbst,
Sie dünkt mich nicht für dieses Haupt zu hoch.
Nur eines fehlte noch: nur eins und – alles:
Der Erbe, ders empfängt aus meiner Hand.
[995] Den Giebel setz ich auf an meinen Bau;
Margrethe, weiß ich, wird mirs nicht mißgönnen.
MARGARETHE.
Ich gönn euch alles, gönn euch mehr als mir!
Auch ists mein Vorteil nicht, es ist der eure,
Was mich noch einmal warnend sprechen heißt.
Geliebt es euch, so folgt mir nebenan –
OTTOKAR.
Sprecht immer hier; nur unter Königen
Ist Ottokar der König, nicht allein.
Die hier gehorchen –
MARGARETHE
schnell.
Doch wie lange, Herr?
Das ists, woran ich warnend mahnen wollte!
Näher zu ihm tretend.
Die Länder all, das Erbe meines Hauses,
Sie wurden euch durch Margarethens Hand.
Weiß Gott, ich scheide gern! Doch wie ich scheide,
Schwingt wieder Aufruhr zischend seine Fackel,
Und gegen euch –
OTTOKAR.
Seid ihr 'ne Bäckersfrau,
Die ihren Altknecht freit auf ihr Gewerb,
Und fürchtet ihr, sie kommen, von der Stadt,
Und nehmen mirs, sobald die Herrin fort?
Halb gegen die Stände gewendet.
Ich halte sie, seht ihr, mit dieser Hand;
Sie sollen sich nur regen, wenn sies wagen!
MARGARETHE.
Umringt seid ihr mit Argen und Verrätern!
OTTOKAR.
Lehrt ihr den Ottokar die Seinen kennen?
Ich gehe meinen Gang, was hindert, fällt.
MARGARETHE.
Ihr steht am Abgrund, glaubt mir, Ottokar!
Wiederholte Trompetenstöße.
DIENER
kommt.
Die Landesherrn von Steiermark sind unten
Und bitten, daß du gnädiglich sie hörst.
OTTOKAR.
Laßt sie herein! – Ihr seht wohl, Margaretha,
Die Unglücksprophezeiung tritt nicht ein!
Die Stände von Steiermark treten ein, den Herzogshut vor sich her auf einem Kissen.
DER WORTFÜHRER
indem er vor Margarethen das Knie beugt.
Erlauchte Frau!
[996]MARGARETHE
ablehnend.
Nicht mir!
OTTOKAR.
Zu mir, mit Gunst!
Der König ist, der Königinnen macht!
Schweigt immerhin, ich weiß schon, was ihr wollt.
Ich hab eur Land den Ungarn abgestritten,
Und werd es wahren gegen jedermann;
Auch gegen euch, wenns irgend etwa not.
Stellt euch nur hin und wartet ruhig ab.
Im übrigen betrachtet mich genau,
Damit ein andermal ihr gleich beim Eingang wißt,
Vor wem ihr habt zu knien!
Die Steirer stellen sich in eine Linie mit den Östreichern, dem Throne gegenüber, die Träger der Kronen voran.
OTTOKAR.
Nun noch zum letzten!
Habt ihr die Handfest hier, Herr Kanzellar,
Die Schenkungsurkund von der Fürstin Landen?
KANZLER.
Ich nicht; die gnädge Frau –!
OTTOKAR.
Habt ihr sie, Margarethe?
MARGARETHE.
Im Schrein verschlossen meiner Hauskapelle
Liegt sie verwahrt.
OTTOKAR.
Nun gut, ich sende drum!
MARGARETHE.
Noch hat kein menschlich Aug des Schreines Inhalt,
Den Schatz gesehn, den mir sein Schloß bewahrt.
Bei meines Heinrich teurem Abbild liegt sie,
Bei meiner beiden Kinder Totenhemd.
Beim Schreckenspfeil, den an der Leitha Strand
Man blutig zog aus meines Bruders Herzen.
Erlaubt ihr, geh ich selbst!
OTTOKAR.
Wies euch gefällt.
Trompeten und Jubelgeschrei von außen.
DIENER
kommt.
Ach, gnädger Herr!
OTTOKAR.
Was ist?
Die Landesherrn von Kärnten, Ritter und Bauern bunt gemengt, treten auf, den Herzogshut vor sich auf dem Kissen.
OTTOKAR.
Wer sind die?
[997]MARGARETHE.
Soll ich?
OTTOKAR.
Ich bitt euch drum! – Ihr seht, ich bin beschäftigt!
Noch mehr der Kronen?
Margarethe geht ab.
DIENER.
Gnädger Herr, der König
Von Ungarn reitet ein –
OTTOKAR
auf den Kronenträger zugehend.
Wer seid ihr, Leute?
WORTFÜHRER DER KÄRNTNER.
Der Herzog Kärntens, euer Gnaden Oheim –
OTTOKAR.
Ist er gestorben?
KÄRNTNER.
Ja, erlauchter Herr,
Und kraft des Erbvertrags mit euer Gnaden
Fällt euch das Land, die Herzogskrone zu.
OTTOKAR.
Betrauern mag ihn, wer sein Land nicht erbt!
Seid mir willkommen, meine wackern Kärntner!
Fügt eure Krone dort zu jenen beiden,
Und laßt mich freun des königlichen Anblicks.
Die Kärntner stellen sich in die Reihe der andern Stände.
OTTOKAR.
Man lärmt ja noch! Was ist?
DIENER.
Ich sagt es ja!
Der König Ungarns, Herr, ist eingeritten.
Mit ihm Gesandte von dem Reichsvereine,
Den Doppeladler tragend vor sich her,
Und alles ruft –
VON AUSSEN.
Heil Ottokar, dem deutschen Kaiser!
DIE IM SAALE.
Heil Ottokar, dem deutschen Kaiser, Heil!
OTTOKAR
im Vorgrunde.
Nun, Erde, steh mir fest!
Du hast noch keinen Größeren getragen!
Er eilt in den Hintergrund, dem Ungarkönige entgegen. Indes tritt der alte Merenberg zum Schenk von Emerberg, der ganz im Vorgrunde links, der äußerste unter den östreichischen Ständen steht.
MERENBERG
leise.
In dieses Tuch gewickelt ist ein Brief,
Gib ihn an meinen Sohn, er weiß darum.
Ich geh nach Merenberg. Und heiß ihn eilen!
Er läßt das Tuch mit dem Briefe fallen und entfernt sich. Emerberg hebt es auf.
[998] Der König von Ungarn tritt auf mit Gefolge.
OTTOKAR
ihm entgegen.
Erlauchter Herr und Vater, will es Gott!
BELA
zurücktretend.
Bevor ich rede, laßt erst diese sprechen!
Die Gesandtschaft des Reichstages tritt vor.
ERSTER ABGESANDTER.
Des Heilgen Römschen Reichs gemeine Fürsten,
Zu Frankfurt auf der Kaiserwahl versammelt,
Sie senden uns an dich, o Fürst von Böhmen.
Die Augen haben sie nach dir gewendet,
Die einen Kaiser suchen für das Reich.
Doch ziemt uns nicht, als Herren den zu wählen,
Der unsre Wahl wohl gar zurückeweist:
Drum sollen wir dich fragen, hoher Herr,
Ob, wenn der Wahltag dir die Krone beut,
Dem Reiche du dich unterziehen werdest?
Verweigr es nicht! es geht ein alter Spruch:
Des Reiches Adler werde Ruh erst finden
Im Nest des Löwen; wohl, großmütger Löwe,
Er ergreift ein Schild mit dem Sinnbilde des Löwen, das an den Stufen des Thrones lehnt, und hebt es in die Höhe.
Nimm auf den Adler, der verloren fleugt,
Und schirm ihm stark gen alle seine Feinde!
OTTOKAR.
Ha, was ist das? Wer hat mir das getan?
Das ist der weiße Löwe nicht von Böhmen!
Der Löw ist rot!
RUDOLF VON HABSBURG
der zur Seite des Thrones rechts im Vorgrunde gestanden hat, vortretend.
's ist Habsburgs Löwe, Herr!
Der Schild ist mein! Ich legt ihn, kommend, ab.
EIN ZWEITER DER ABGESANDTEN.
Ihr seid der Graf von Habsburg?
RUDOLF.
Ja, der bin ich!
ZWEITER ABGESANDTER.
In Böhmen hier?
RUDOLF.
Vom Kreuzzug kehr ich heim.
OTTOKAR.
Genug! – Ihr harret, mein Herr Abgesandter,
Bis man euch wieder ruft!
Zum König Bela gewandt.
[999] Mein edler Fürst,
Nun ruft die Pflicht mich doppelt her zu euch!
BELA.
Zuerst stell ich euch meine Kinder vor.
Hier Ladislaus, der Erbe meines Throns
Und hier ein anderer –
OTTOKAR.
Hat König Bela
Der Enkelsöhne mehr?
BELA.
Ihr argwohnt nicht?
Man weiset dich zurück!
KUNIGUNDE.
Und doch war ichs,
Die euch am meisten wünschte zu gefallen!
Nehmt ihr mich unter eure Krieger auf?
Sie wirft den Reitermantel und ungarischen Kalpak weg und steht als Weib gekleidet da.
ZAWISCH
der auf der linken Seite des Saales, nicht weit von ihr steht, laut.
O schöner Krieger!
KUNIGUNDE
umgewendet.
Ha, wer spricht?
OTTOKAR
zornig.
Wer sprach?
ZAWISCH
gleichfalls umsehend.
Von dorther schiens, vom Winkel her zu tönen!
KUNIGUNDE
rasch.
Ihr warts –
wohl nicht. Ihr würdet nicht so frech,
Da ich so nahe stand, mir sonst es leugnen!
Mein König, ihr verzeiht die Überraschung.
Sie wollten erst mich vor den Toren lassen,
Doch triebs mich hier zu sein und also kam ich.
RUDOLF
der sich wieder in den Vorgrund rechts gestellt hat.
Der rücksichtslosen, rohen Übereilung!
Die Königin Margarethe kommt mit Schriften.
OTTOKAR
mit einer Bewegung gegen sie hin.
Jetzt ist nicht Zeit!
MARGARETHE
sich am Sessel haltend.
O Gott! Wer bringt mich fort!
MERENBERG
vortretend.
Der Königin zu Hilf!
OTTOKAR.
Wer rief euch, Herr?
Wer hieß euch weichen dort von eurem Platz?
[1000] Ihr habt euch einmal unnütz schon gemacht!
Dorthin!
Merenberg tritt zurück.
MARGARETHE
schwach.
Nur fort! – Nimmt sich den niemand an?
RUDOLF VON HABSBURG.
Hier ist mein Arm, erlauchte Königin!
Stets war bei Habsburg der Gekränkten Schirm.
OTTOKAR.
Und wer hats euch geheißen?
RUDOLF.
Kennt ein Heißen,
Wer kein Verbieten kennt?
OTTOKAR.
Ihr seid, vergeßts nicht,
In meinem Land!
RUDOLF.
Nicht länger, als ich will!
Als freier Krieger focht ich eure Schlachten,
Um Lohn nicht, und den Dank selbst schenk ich euch!
Ich bin nicht euer Mann.
OTTOKAR.
Nicht von der Stelle,
Bis der entschieden, dem Entscheidung ziemt!
DER ZWEITE DER ABGESANDTEN
tritt vor.
So will denn ich hier diese Fürstin schirmen!
Der Kanzler ich des Erzbischofs von Mainz,
Von ihm der Wahlgesandtschaft beigesellt,
Damit ich höre, wo die andern reden.
Erkennt ihr mich, Graf Habsburg?
RUDOLF.
Nein, fürwahr.
ZWEITER ABGESANDTER.
Gabt ihr nicht einst im Walde nah bei Basel
Dem Priester, der das Allerheilge trug
Zu eines Kranken Trost, und aufgehalten
Vom wütgen Strom der Aar, am Ufer irrte,
Das eigne Pferd, die Flut drauf zu durchsetzen?
RUDOLF.
Und dieser Priester –?
ABGESANDTER.
Habt nicht später dann
Den Erzbischof von Mainz ihr treu geleitet
Durch feindlich Land, durch Krieg und Brand und Tod,
Als er nach Rom zog zu dem Heilgen Vater?
Des Bischofs Sekretar, auf sein Geheiß,
War oft euch nah und prüft' euch im Gespräch.
Vermöchtet ihr ihn nicht mehr zu erkennen?
[1001]RUDOLF.
Seid ihrs?
ABGESANDTER
zur Versammlung gewendet.
Für diese Frau, als Reichesfürstin,
Begehr ich frei und offenes Geleit.
Herr Graf von Habsburg, gebt ihr euren Arm,
Wir wollen sie zur sichern Ruhstatt führen!
Im Namen denn des Heilgen Römschen Reichs,
Gebt Raum der Herzogin von Osterreich!
Führt mit Rudolfen die Königin Margarethe ab.
OTTOKAR.
Bin ich eur Kaiser, sollt ihr anders sprechen!
DER ERSTE DER GESANDTSCHAFT.
Geliebts euch, Herr, uns Antwort zu erteilen?
ZAWISCH
sich vordrängend.
Raubt ihr uns unsern König, unsern Herrn?
Ist er nicht mächtig? was bedarf er euer?
Wie Gott im Himmel, herrschet er auf Erden;
Nur Sorgen und nicht Nutzen schafft das Reich,
Laßt ihn, und bietet Deutschen eure Gaben!
Ihr gebt nur, weil ihr braucht! Laßt unsern Herrn!
OTTOKAR.
Er spricht zum Teil ganz gut, Herr Abgesandter,
Gar viel ist abzustellen in dem Reich,
Gar mancher Trotz zu beugen und zu strafen;
Ich seh wohl, euer Herr war euer Knecht.
Ich bin ein reicher Fürst von Böhmen, Gott verhüte,
Daß ich ein armer Kaiser wollte sein.
Doch mögt ihr harren, ob es uns gefällt,
Vielleicht euch günstgre Antwort zu erteilen.
Zu Kunigunden gewendet.
Nun bin ich euer, ganz mit Seel und Leib.
ZAWISCH.
Es lebe Ottokar!
Unter Trompetengetön.
ZURUF VON ALLEN SEITEN.
Von Böhmen König!
Herzog von Östreich!
Steier!
Kärnten!
Krain!
Der Deutschen Kaiser! Lebe Ottokar!
Der Vorhang fällt.
[1002]