567. Markgraf Friedrich läßt seine Tochter säugen
Dieser Friedrich mit dem Biß führte hernachmals Krieg wider seinen Vater und den römischen König und war auf der Wartburg eingeschlossen, denn der Gegenteil hielt die Stadt Eisenach hart besetzt. In dieser Not gebar ihm seine Gemahlin eine junge Tochter. Als sie acht Tage alt war und er nicht länger auf der Burg aushalten konnte, setzte er sich mit Hofgesinde, der Amme und dem Töchterlein selbzwölfte auf Pferde, ritten nachts von der Burg in den Wald, doch nicht so heimlich, daß es nicht die Eisenacher Wächter gewahrt hätten; sie jagten ihm schnell nach, in der Flucht begann das Kindlein heftig zu schreien und weinen. Da rief Friedrich der Amme zu, die er vor sich herreiten ließ, was dem Kinde wäre. Sie sollte es schweigen. Die Amme sprach: »Herre, es schweiget nicht, es sauge denn.« Da ließ er den ganzen Zug halten und sagte: »Um dieser Jagd willen soll meine Tochter nichts entbehren, und kostete es ganz Thüringerland!« Da hielt er mit dem Kinde und stellte sich mit den Seinen zur Wehre so lange, bis sich die Tochter satt getrunken hatte; und es glückte, daß er die Feinde abhielt und ihnen hernach entrann.