[28] 14.
»Der Riegel knarrt zur ungewohnten Stunde,
Ein Mann tritt ein im Kleid von schwarzer Farbe,
Verschnitten ist sein Haar zur Glatzenrunde,
Sein Mund fast lippenlos wie eine Narbe.
Ein Krüppelast des Edelpalmenbaumes,
Mannheit genannt! Nicht tränkt und nährt begeisternd
Sein Wort als süße Frucht so schönen Baumes,
Als unrein Harz nur trieft's andringlich, kleisternd!
Er spricht von Büßen und Bereu'n, Bekehren,
Von Demut, die sich höh'rer Weisheit schmiege,
Von Rückkehr zu der Gläub'gen frommen Heeren,
Von Todesgraun, das einst auch Starke biege.
O lieber Mann, wollt ihr ein Vogler werden,
Müßt ihr aufstreuen bess're Futterbrocken;
Wollt ihr als schlauer Werber euch geberden,
Muß Uniform und Handgeld reicher locken!
Es legt ein Mann dem alten satten Leuen,
Den mehr als er der feuchte Norden zähmte,
Sein Haupt zum Schlund, drin keine Zähne dräuen;
Ob er des Pöbeljubels sich nicht schämte?
Ein Gaukler ist's, indeß ein Held mir heißet
Der Neger, der im Wüstensand ihn meistert,
Das Lamm dem Rachen jenes Leu'n entreißet,
Den Hunger stachelt, Sonnenbrand begeistert!
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Nur leichten Gauklerruhm, nicht Heldensiege
Wird euer Priestereifer sich erjagen,
Nimmt als Genossen er im Glaubenskriege
Mein Elend, meine Ketten, Todeszagen.
Ein Sterbender ist gar ein Sanfter, Milder,
Muß viel, wird euch sich auch gefallen lassen
Und gleichen Sinns Sterbkerze, Heil'genbilder,
Den Kuhschwanz auch nach Inderweise fassen.
Er kann euch nicht von seinem Bette scheuchen:
Könnt' er die Hände regen, wollt' er lieber
Dem Weib, den Kindern sie zum Abschied reichen;
Nicht ihr bekehrt, besiegt ihn, nein, das Fieber.
Mich wird das heil'ge Brod von weißem Waizen
Nach schwarzer Kerkerkrumme nicht anwidern;
Auch mögt ihr mit dem heil'gen Oel nicht geizen,
Heilbalsam ist's den kettenwunden Gliedern.
Mit dem gesunden, geistesfrischen Sünder
Klimmt auf den Berg, daß weit ins Land er sehe,
Dort werdet ihm des heil'gen Worts Verkünder,
Denn Gottes Rede scheut nicht Gottes Nähe.
Steht Mann dem Mann und Wort dem Wort entgegen,
Daß Licht und Waffen gleich für beide Streiter!
Ist eures Wortes Schwert gefeit mit Segen,
Wird dann ein Sieg ihm, herrlich, groß und heiter!
Die Linde, feierlich geneigt die Gipfel,
Wird stumm ihr Jawort nicken eurem Psalme,
Fortrauschen werden ihn des Waldes Wipfel,
Fortsäuseln werden ihn der Wiesen Halme.
[30]
Aus jeder Blume ihm entgegenlächeln
Wird euer Wort in farbenreichen Lettern,
Die Lüfte werden's um das Ohr ihm fächeln,
Die Wolken werden's um das Haupt ihm wettern.
Mit Feuerpfeilen streckt die Sonn' ihn nieder,
Das Wort des Lichtes in das Herz ihm gießend,
Der Geist fährt, nicht in Flammenzungen wieder,
Herab auf ihn, in Blüthenflocken fließend.«