2.

Natur in ihrer Trauer,
Im Welken und Vergehn,
Ließ mich mit heil'gem Schauer
Ein holdes Räthsel sehn.
Vereinsamt noch am Strauche
Nur eine Rose hing,
Ein Spätling, dessen Hauche
Ein duft'ger Zauberring.
Sie trotzt dem rauhen Wetter
Und hütet, lenzgeweiht,
Im Rahmen weicher Blätter
Die ganze Rosenzeit.
[20]
Vergessen an der Hecke
Noch eine Traube hing,
Die in dem Blattverstecke
Dem Keltertod entging.
Im Frost noch birgt die Schale
Voll Würz' und Süßigkeit
Die Gluth vom Sommerstrahle,
Das Gold der Sonnenzeit.
Was ich da außen sehe,
Wie ist's dem innen gleich!
Mir wird davon so wehe,
So wonnevoll zugleich.
Mein Herz, du theilst die Loose
Hast Nebel, Frost und Dorn,
Hast deine letzte Rose
Und deinen Feuerborn.
Daß auch dein Lenz nicht fehle
Erwacht mein Jugendlied,
Auf dem die ganze Seele
Zu ihr, zu ihr nur zieht.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Grün, Anastasius. Gedichte. In der Veranda. Lied und Leben. Herbst. 2. [Natur in ihrer Trauer]. 2. [Natur in ihrer Trauer]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-105D-9