Zwei Harfen
Durch der Seele Tiefen klingend
Weht in mir ein Harfenpaar,
Brausend tönt das Spiel der einen,
Das der andern sanft und klar;
Zwei der Kräfte, die sich hassen,
Geben ihnen Klang und Laut,
In den Saiten wettert diese,
Jene küßt sie leis' und traut.
Wie von Fels auf Felsbett stürzend
Wild der Katarakt erdröhnt,
Wie, wenn Donnerkeile rasen,
Dumpf es durch die Bergschlucht stöhnt,
Wie der Sturz der fessellosen
Schneelavin' im Thal verhallt,
Also auch die eine Harfe
Mir im Busen dröhnend schallt.
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Doch wie über Rosenhaine
Zefir haucht den Morgenkuß,
Wie aus fernen, fernen Welten
Der Geliebten leiser Gruß,
Wie bei Nacht sich's still harmonisch
In Cypressenwipfeln regt,
Tönt der andern Harfe Lispeln,
Zart von milder Kraft bewegt.
Hätte doch die beiden Kräfte
Gleiches Streben hold vereint!
Unbesiegbar, unversöhnbar
Bleiben sie sich ewig feind;
Bis die letzte Sait' in Trümmer,
Jede Harf' in Staub zerbricht,
Dann befeinden sie sich nimmer,
Aber, ach – sie tönen nicht!