[20] 9.

»Wie eine Rose aussieht, wüßt ich gerne!
Wohl wußt' ich's einst, doch hab' ich's traun, vergessen,
Denn zwischen mir und jenes Frühlings Ferne
Dehnt längst der Knechtschaft Nacht sich unermessen!
Ich sah die Rose einst in einem Garten,
Durch den die Spiele meiner Kindheit flogen;
Ich sah sie einst auf flatternden Standarten
Der Heere, die zum blut'gen Kampfe zogen.
Ich sah sie einst im Dom vor'm Brautaltare
An einer Jungfrau Herz sich zärtlich schmiegen;
Ich sah sie einst in meines Vaters Haare,
Als Tod ihn auf den Schragen streckte, liegen.
Ich sah, wie an der Brust der Mörder einer
Sie mit zur Richtstatt führt' im Sünderwagen;
O daß ich säß' im Karren anstatt seiner,
Daß ich die Rose könnt' am Herzen tragen!«

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TextGrid Repository (2012). Grün, Anastasius. 9. [»Wie eine Rose aussieht, wüßt ich gerne!]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-10CC-D