2.

Satz.

Ach Ephraim!
Ach ja! er ist es doch! er ist es den ich liebe!
Ob ich ihn gleich sehr offt/ vmb seine schuldt betrübe.
Ob woll mein grim/
Sich vber seine missethatt erhitzt:
[4]
Ob er gleich zimblich vnsanfft itzundt sitzt;
Dennoch bleibt er meine wonne/ vnd mein außerwehltes kindt:
Vnd mein Sohn/ der hertz vndt ohren/ nimmermehr verschlossen sindt.
Gegensatz.

Ia! keine zeitt/
Kein Sonnen vntergang/ kein rosenlichter morgen:
Soll ändern mein gemutt' vndt meine Vatersorgen.
Die ewikeitt
Sol bürgin sein! was ich ihm je versprach/
Wird feste stehn/ itzt wirdt er vndt hernach
Für den bürgern dieser erden/ vnd den Geistern jener welt:
Mitt lobvollen lippen rühmen/ das Gott trew' vndt glauben hält.
Zusatz.

Mein Geist brent/ mein hertze bricht/
Wen ich Ephraim bedencke.
Wen ich meiner augenlicht:
Auff sein threnend auge lencke.
Ob ich mich auch zuweilen zornig stelle:
Vndt ihn mitt fünsternus vndt schwartzen schmertzen decke:
Vnd mitt geschwindem plitz/ vndt harten donner schrecke:
Im augenblick wird dennoch alles helle.
Ich mus mich vber ihn erbarmen
Ich mus ihn mit den starcken armen
Aus seiner angst vndt aus dem bande/
Aus herber noth vndt harter schande/
Aus kercker/ grufft vndt todt/ aus glutt vndt wasser führen.
Vndt ihn mitt newem schmuck/ vndt newer ehren zihren.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. 2. [Ach Ephraim!]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1805-7