12.
Auff den andern Ostertag. Luc. XXIV.

Hertzliebster Jesu schau/ wie schon der Tag erblast
Die Sonne rennt ins Meer/ der Abend ist verhanden/
[230]
Die Wercke trüber Nacht/ die Teufel schwartzen Schanden
Die Laster brechen eyn/ man fühlt der Plagen Last:
Bleib bey vns Lebens-Licht! bleib deiner Kirchen Gast.
Wer wird von deinem Creutz/ von deinem Tod vnd Banden/
Vnd Leiden/ was verstehn/ vnd wie du aufferstanden/
Wofern die Finsternüß nun alle Land' vmbfast?
Ach eyle doch nicht weg! du kanst vns klärlich lehren/
Wie du versprochner Held/ durch Schmach zu hohen Ehren/
Durch's Creutz zur Kron/ durch Schmertz in Thron dich eingesetzt/
Bald wird/ was kalt wie Eiß/ von deiner Lieb entbrennen:
Bald wird dich vnser Sinn in rechter Andacht kennen.
Durch dich lebt was erbleicht/ was traurig/ wird ergetzt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. Gedichte. Sonette. Sonnette. Das Vierdte Buch. 12. Auff den andern Ostertag. 12. Auff den andern Ostertag. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1AC2-D