26.
An Lucinden

Was ist der zartte mund? ein köcher voller pfeile
Durch die manch weiches hertz wird bis in tod verletzt.
Der augen heller glantz wird flammen gleich geschätzt
An welchen jeder sich verbrent in kurtzer weile.
Die wunderschönen haar altz netz' vnd liebes seile/
Wer durch der stirnen glantz nicht wird in euch verhetzt;
Wer sich den lilien der brüste wiedersetzt
Mus doch gewertig seyn das ihn die hand ereile.
So sprecht ihr vnd ist war/ wer vol von zunder steckt
Wird leicht zue böser lust/ vnd ewrer lieb erweckt/
Man kan zu stro vndt holtz bald flam' vnd fewer finden.
[47]
Wer aber bey sich selbst/ was ihr für Göttlich acht
Die schöne phantasie/ vnd wer ihr seidt betracht
Dehn glaubt mir/ werdet ihr Lucinde nicht entzünden.

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TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. Gedichte. Sonette. Sonnette. Das erste Buch. 26. An Lucinden. 26. An Lucinden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1B40-9