22.
Auff den Tag Laurentii. Joh. 12.

Wenn nicht das Weitzen-Korn/ ins Grab der Erden fällt/
Vnd sich den schnellen Zahn der Fäule läst verzehren.
So kan es keine Blüt'/ auch keine Frucht gewehren:
Ob es schon Safft vnd Krafft vnd Saamen in sich hält/
Doch wenn der Ackersmann die reiche Saat anstellt;
Vnd es dem Boden traut/ muß eilends sich verkehren
Was Todt vnd unwehrt war. Man schaut die Fetten Aehren/
Man schaut der Hälmer Zahl vorkeimen auff die Welt.
So wer sein liebes Fleisch vor Gott nicht auff wil setzen;
Wird was er schonen wil durch höchste Noth verletzen.
Hier gieb/ verleur/ vnd laß/ dort komt es reicher ein.
Wer Christo treulich folgt/ wer durch Schmach/ Angst/ vñ Streiche/
Vnd Tod ihm ähnlich wird/ sol' in dem Freudenreiche/
In Ehren/ Lust vnd Wonn' ihm ewig gleiche seyn.

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TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. Gedichte. Sonette. Sonnette. Das Vierdte Buch. 22. Auff den Tag Laurentii. 22. Auff den Tag Laurentii. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1C6D-0