23.
Deficit in dolore vita mea/ Psal. 31.

Mit thränen vnd mit ach/ mit arbeit weh vnd zagen
Verschließ ich Stund vnd Tag/ der Feber gri ies Leidt
Nimmt mit dem Jahr mich hin/ die flucht der schnellen zeit/
Läst mich mein herbes Weh/ mein Elend kaum beklagen!
So bald die Sonn vns bringt den lichten Tag getragen/
Rufft jammer mich zu Kampff. Dafern mir in dem streitt
Die Hoffnung hülff einspricht/ fält der erhitzte Neidt/
[77]
Mich mehr denn hündisch an/ vnd läst nicht ab zu nagen.
Wenn Cynthie jhr Horn steckt auff den abend an.
Ist nichts/ das mich mit ruh' vnd rath ergetzen kan/
Wie lange sol ich noch in diesem kummer stecken?
Ich weyne! doch vmbsonst, so offt die schwartze Nacht/
Den trüben Sternen rufft/ vnd wenn matuta lacht.
Kein Abend deckt die Noth/ kein Tag kan trost erwecken.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. 23. Deficit in dolore vita mea. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1EAF-1