[166] Der gewisze Trost
Der Herr führt meine Sache,
Drum scheu ich keinen Feind.
Die Misgunst tob und lache,
Weil mir kein Glücksstern scheint,
Die Lästrer küzeln sich
An meinen Unglückspfeilen,
Gott wird die Wunden heilen,
Und deßen tröst ich mich.
Drückt mich der Sünden Menge,
Mein Heiland schwächt die Last;
Er hilft aus dem Gedränge,
Wenn mich die Furcht umfast.
Das Schröcken tiefer Nacht
Muß unverzüglich weichen,
Wenn mich das Siegeszeichen
Des Creuzes tapfer macht.
Bin ich anjezt verlaßen
Und alles Trostes leer,
Mein Geist, du must dich faßen,
Sonst wird die Noth zu schwer.
Im Himmel lebt ein Freund,
Der wird mir nicht entfallen,
Obgleich die Welt von allen
Mich zu entblößen scheint.
Muß ich mich in der Fremde
Um Brodt und Waßer mühn
Und mit dem naßen Hemde
Mein Blut vom Leibe ziehn,
Ich will dem Höchsten traun,
Er wird die Armuth wenden
Und mir mit starcken Händen
Mein eignes Hüttchen baun.
[167]
Rast immerhin, ihr Spötter,
Macht meiner Thränen viel;
Vielleicht macht auch das Wetter
Aus euch ein Unglücksziel.
Ich wüntsch es nimmermehr;
Darum bekehrt euch lieber,
Ihr seyd noch nicht hinüber.
Worauf trozt ihr so sehr?
Herr, führe meine Sache;
Ich übergebe dir
Den Lohn und auch die Rache.
Steh meiner Schwachheit für
Und las mir doch einmahl
Den Tag des Heils erscheinen.
Du siehst mein bittres Weinen
Und schäzest meine Qual.