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Freut Euch, denn es kam der Frühling,
Und es grünet frisch der Rain:
Den erhalt'nen Lohn verwende
Man auf Rosen nun und Wein.
Frohe Lieder singt der Vogel;
Wo sind Krüge, weingefüllt?
Kläglich tönt des Sprossers Stimme;
Wer die Rose wohl enthüllt?
Dieses Kleid gefärbt wie Rosen
Will ich nun den Flammen weih'n:
Denn der alte Weinwirth handelt
Selbst um Hefe nicht es ein.
Vom Gesicht des Schenken pflücke
Eine Rose ungesäumt,
Da rings um des Gartens Wange
Schon der Flaum des Veilchens keimt.
Tritt den Weg in's Dorf der Liebe
Nimmer ohne Führer an:
Weil, wer unbegleitet wandelt,
Sich verirrt auf dieser Bahn.
Hat Geschmack wohl abgewonnen
Früchten aus dem Paradies,
Wer nur Einmal in den Apfel
Eines schönen Kinnes biss?
Kos't der Schenke gar so freundlich,
Reisst's das Herz mir aus der Hand;
And're bin ich dann zu sprechen
Und zu hören nicht im Stand.
Viele Wunder, o Gefährte,
Schaut man auf der Liebe Bahn:
Vor dem Rehe dieses Feldes
Wandelt Furcht den Löwen an.
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Klage nicht, wenn du auch leidest:
Wer der Wünsche Weg betritt,
Kam ja nimmer noch zur Ruhe,
Wenn er nicht erst Qualen litt.
Führer auf dem heil'gen Pfade,
Rette, Gott zu Liebe, mich!
Denn es zeigt ja keine Grenze
In der Liebe Wüste sich.
Trinke Wein; jedoch Hafisen
Schenke den Pocal von Gold!
Schenkt dem Ssofi doch die Strafe
Auch der Kaiser mild und hold.
Da Hafis nicht eine Rose
Seines Schönheitsbeet's gepflückt,
Scheint es, dass der West der Güte
Diese Wiese nicht beglückt.
Schon vergeh'n des Frühlings Tage:
O gerechter Mann, erschein'!
Denn die Jahrszeit schwand, und nimmer
Kostete Hafis noch Wein.