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Es hält dem Seelenangesichte
Mein Körperstaub den Schleier vor;
O Wonne, heb' ich einst den Schleier
Von diesem Angesicht empor!
Und da für mich, den holden Sänger,
Kein solcher Käfig passen kann,
Eil' ich – ein Vöglein jener Wiese –
In's Rosenfeld hin zu Rĭswān.
Warum ich kam, wo ich gewesen,
Nicht klar erfasste es mein Sinn:
O Schmerz, dass ich in eig'nen Dingen
So ganz und gar unwissend bin!
Wie sollte pilgernd ich umkreisen
Die weite Flur der heil'gen Welt,
Da meinen Leib im Erdenhäuschen
An Brettern man befestigt hält?
Ich, der den Schauplatz nur der Huris
Für meine Heimath anerkannt,
Soll nun den Gau der wüsten Zecher
Betrachten als mein Vaterland?
Wenn aus dem Blute meines Herzens
Des Moschus süsse Düfte weh'n,
So staune nicht: verwandt durch Leiden
Bin ich dem Rehe von Chŏtēn.
Sieh auf das gold'ne Stickwerk nimmer
Das reich mir ziert des Hemdes Rand,
Denn innerhalb des Hemdes nähr' ich,
Der Kerze gleich, geheimen Brand.
O komm und nimm Hafisen's Leben,
Wie sich's vor ihm entfaltet, hin,
Denn Niemand hört, bist du am Leben,
Das kühne Wort von mir: Ich bin.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Zweiter Band. Der Buchstabe Mim. 20.. 20.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-29E0-3