Der mäßige Eifer des Frontins

Frontin, der fast Aesop, an Wuchs und Bildung, glich,
Ging lustig an den Strand, warf schnell sein Kleid von sich,
Sprang muthig in den Strom, und schwamm recht meisterlich.
Indessen kömmt ein Dieb, bestiehlt den sichern Schwimmer,
Der nach der Taucherkunst mit Flut und Wellen spielt.
Frontin vertieft, erhebt und wirbelt sich noch immer,
Und rudert sich zurück, gereinigt und gekühlt.
Da sieht er bald, bestürzt, daß seine Kleider fehlen.
Ein andrer hätte gleich den Dieb vermaledeit;
Er aber sagte nur: Der Frevel geht doch weit.
Mir armen Buckligten mein einzig Kleid zu stehlen?
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Dem Schelm gebührt ein Fluch für seine Mauserei.
Doch darf der Teufel ihn darum nicht eben holen:
Nur wünsch' ich, daß das Kleid, das er mir weggestohlen,
Ihm so gerecht, als mir, an Brust und Rücken, sei!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hagedorn, Friedrich von. Der mäßige Eifer des Frontins. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3184-3