Der Zorn eines Verliebten

Aus Priors Gedichten.


Brief und Wink verhießen mir
Schon um Zwei die liebste Schöne;
Doch der Zeiger ging auf Vier,
Und mir fehlte noch Climene.
So Geduld als Zeit verstrich
Und ich schwur, den Trug zu rächen;
Aber endlich wies sie sich,
Endlich hielt sie ihr Versprechen.
Wie so schön, sagt' ich aus Hohn,
Hast du alles wahrgenommen!
Nur zwo Stunden wart' ich schon:
Konntest du nicht später kommen?
[300]
Eines Frauenzimmers Uhr
Braucht nicht Ziffer, braucht nicht Räder:
Schmückt sie Kett' und Siegel nur,
Was bedarf sie dann der Feder?
Da mein Eifer Raum gewann,
Wollt' ich sie noch schärfer lehren;
Doch, was lärmst du? hub sie an:
Wird man mich denn auch nicht hören?
Ach! was hab' ich jetzt vor Schmerz
Von der Rosenknosp' erlitten,
Die mir, recht bis an das Herz,
Von der Brust hinabgeglitten!
O wie drückt mich's! Himmel, wie!
Hier, hier, in der linken Seite.
Sieh nur selbst: mir glaubst du nie;
Doch was glaubt ihr klugen Leute!
Sie entblößte Hals und Brust,
Mir der Knospe Druck zu zeigen:
Plötzlich hieß der Sitz der Lust
Mich und die Verweise schweigen.

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TextGrid Repository (2012). Hagedorn, Friedrich von. Gedichte. Oden und Lieder. Viertes Buch. Der Zorn eines Verliebten. Der Zorn eines Verliebten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-319D-D