[206] Die Nachbarschaft der Buhlerei

Die Buhlerei, die oft sich Liebe nennt,
Erscheint, vermummt, an einem Fest der Freude,
Im schlausten Putz, in Neadarnens Kleide,
Wovon den Werth sie und die Jugend kennt.
Ihr Auge spielt, die freien Blicke fliegen,
Wie Herz und Brust voll wilder Seufzer wallt:
Lust, Vorwitz, Scherz, Bewundrung und Vergnügen
Fliehn schnell herzu, und loben die Gestalt.
Man folgt nur ihr, den holden Reiz zu sehen.
Wer sieht nicht gern, was so gefallen kann?
Sie neigt sich tief, um schöner wegzugehen.
Da fragt die Lust: Wo treffen wir dich an?
Entdeck es frei. Dich nimmer zu verfehlen,
Dich oft zu sehn, wünscht niemand mehr, als ich.
Sie lacht und spricht: Wer kann sich Nachbarn wählen?
Die Meinigen sind mir oft lächerlich.
Zwar leb' ich weit von der verlass'nen Treue:
Matronen nur ist, wo sie seufzt, bekannt;
Doch, neben mir, zu meiner rechten Hand,
Wohnt Selbstbetrug, und, zu der linken, Reue.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hagedorn, Friedrich von. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Zweites Buch. Die Nachbarschaft der Buhlerei. Die Nachbarschaft der Buhlerei. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-31DF-A