Fabel
Es ist Euphrast, der stets gefiel
In allem, was wir von ihm lesen,
Bescheiden-sinnreich, wie Virgil,
Erfindsam, wie Homer gewesen.
Er schrieb nicht bis ins Stufenjahr,
Nicht viel, nichts auf Befehl, nichts eilig.
Wie ihm die Wahrheit heilig war,
So war ihm auch die Sprache heilig.
Sich selbst zum Lobe redt' er nie,
Doch litt er andrer Stolz und Träume,
Sprach selten von der Poesie,
Noch gegen oder für die Reime.
Er war voll weiser Sittsamkeit,
Drum ward er keiner Secte Götze,
Und hinterließ der Folgezeit
Zwar Muster, aber nicht Gesetze.
Nur Wasser trank er, und nicht Wein.
Von Schönen liebt' er nur die alten:
Blos ihrer Seelen Freund zu sein,
Und sich des Busens zu enthalten.
Er starb, und ließ, eh' er verschied,
Ein Buch, das er gemacht, verbrennen,
So sehr auch sein Verleger rieth,
Das Werk der Welt und ihm zu gönnen.