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Und am andern Morgen in der Frühe
stand der König auf und ging mit Daniel
vor den Tempel. Und der König fragte:
Ist das Siegel unversehrt?
Das Siegel
hat kein Mensch berührt, versetzte Daniel.
Und die Thür sprang auf. Leer war der Altar.
Cyrus aber rief mit lauter Stimme:
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Baal, du bist ein grosser Gott! Bei dir ist
kein Betrug! Verzeih mir! Und er wollte
vorwärts eilen.
Halt!, rief Daniel lachend:
Halt, mein König, warte nur ein wenig.
Siehe dort! Was siehst du auf dem Boden?
Wes sind diese Stapfen?
Und der König
sah und sprach: Ich sehe wohl die Tritte.
Männer gingen aus und ein und Weiber,
Kinder auch ...
Und siehst du auch, woher sie
alle kamen und wohin sie laufen?
In den grossen Bauch des grossen Baal! Dort
mündet ein geheimer Gang ... Ja, König:
was der Götze frisst, verdaut der Priester!
Da ergrimmte Cyrus! Alle Priester
liess er fangen. Und noch einmal mussten
sie mit Weib und Kindern durch die Höhle
in den Tempel kriechen – statt der vierzig
Schafe wurden siebzig Priester festlich
Baal geschlachtet, der gesättigt grinste.
Aber dann zerschlug das Bild des Götzen
Daniel und zerbrach des Tempels Säulen
und zerstörte seine festen Hallen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hartleben, Otto Erich. Gedichte. Meine Verse 1883-1904. Biblische Geschichten. 3. Vom Baal zu Babel. 3[Und am andern Morgen in der Frühe]. 3[Und am andern Morgen in der Frühe]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-363C-0