Horn und Flöte

Tief in des Berges Grunde,
Da ruhte das Metall,
In ödem Steingeklüfte,
Taub, ohne Glanz und Schall.
Oft um des Berges Gipfel
Hat dumpf der Sturm gerauscht,
Man hat in seinen Tiefen
Gewässersturz erlauscht.
Fern an des Ganges Ufer,
Da stand der Sandelbaum;
Die Sonne einsam drüber
Im weiten Himmelsraum.
Goß die auf ihn hernieder
Der Stralen heiße Glut,
So kühlte ihn der Lotos
Durch seiner Düfte Flut.
Man wagte sich hinunter
Bis zu des Berges Herz
Und stahl mit keckem Finger
Sein treu bewahrtes Erz.
Durch Feuer und durch Wasser
Hat das den Weg gemacht,
Draus haben Menschen-Hände
Ein Horn hervorgebracht.
Es haben gift'ge Winde
Den edlen Baum entstellt,
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Dann hat ein fleiß'ger Schiffer
Ihn ganz und gar gefällt.
Ihn über's Meer zu führen,
Hielt er ihn nicht zu schlecht,
Zur Flöte fand ein Meister
Drauf einen Zweig gerecht.
Nun bläsest du die Flöte
Und du das Horn zur Stund',
Und Horn und Flöte machen
Mir manch Geheimniß kund.
Bald in des Berges Schooße
Vermeine ich zu sein,
Und bald, mich zu ergehen
In Indiens Sonnenschein.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hebbel, Friedrich. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Vermischte Gedichte. Horn und Flöte. Horn und Flöte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-39A2-3