Frühlingslied

Ringt um des Jubels Krone!
Die Sonne ruft zum Strauß
Vom blauen Himmelsraume,
Auch schaut aus jedem Baume
Der Frühling schon heraus.
Ringt um des Jubels Krone!
Das Veilchen ist schon da
Und sendet seine Düfte
Verschwendrisch in die Lüfte
Und würzt sie fern und nah'.
Ringt um des Jubels Krone!
Die Lerche trinkt den Hauch
Und schmettert ihre Lieder
In frohem Dank hernieder
Und weckt den Menschen auch.
Ringt um des Jubels Krone!
Das Mägdlein, das ihr lauscht,
Erglüht im tiefsten Herzen
Und fühlt die süßen Schmerzen,
Die sie noch nie berauscht.
Ringt um des Jubels Krone!
Der Jüngling ahnt sein Glück,
Und als er ihr mit Beben
Den ersten Kuß gegeben,
Giebt sie ihn halb zurück.
[154]
Ringt um des Jubels Krone!
Ihr seht, daß jeder Lust
Ein Funke sich verbündet,
An dem sie weiter zündet
In einer fremden Brust.
Ringt um des Jubels Krone!
Dieß ist das Weltgebot.
Die trunkenste der Seelen
Wird Gott sich selbst vermählen
Durch sel'gen Freudentod.

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TextGrid Repository (2012). Hebbel, Friedrich. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Lieder. Frühlingslied. Frühlingslied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3B55-1