Die poetische Licenz

Es tanzt ein Mann auf einem Seil
Mit der Lizenz, den Hals zu brechen,
Doch der Poet an seinem Theil
Muß mir nicht von Lizenzen sprechen;
Je schwerer, was er vor sich sieht,
Je leichter muß er es vollbringen,
Ein schlechter Reim passirt im Lied,
Doch das Sonett muß rein erklingen:
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Es könnt' ihn ja ein Schüler dort
Vermeiden, warum mit ihm rechten?
Allein den Meister braucht's, das Wort
Vierfach und dreifach zu verflechten.
Nicht, daß ihm dieß und das gelang,
Wird der Gebildete ihm danken,
Nur, daß sein Geist zur Höhe drang,
Wo man nicht kämpft, nur spielt mit Schranken;
Nur, daß er ihm die ganze Kunst,
Und wär's im kleinsten Bilde, zeigte.
Der Musen wunderbare Gunst,
Der auch das Sprödeste sich neigte.
Drum geb' ich denn mit Goethe nicht
Für den Gedanken alle Reime,
Ich ford're Beides vom Gedicht,
Denn Beides wächs't aus Einem Keime.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hebbel, Friedrich. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Epigramme und Verwandtes. 8. Gereimte. Die poetische Licenz. Die poetische Licenz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3C18-1