An Christine Engehausen

Du tränkst des Dichters dämmernde Gestalten,
Die ängstlich zwischen Sein und Nichtsein schweben,
Mit deinem Blut, und giebst den Schatten Leben,
In denen ungebor'ne Seelen walten.
Ich aber mögte nicht zu früh' erkalten,
Der Zeit die Form zu dem Gehalt zu geben
Und über sich hinaus sie zu erheben
Durch neuer Schönheit schüchternes Entfalten.
Doch dieses Deutschland wird uns schwer erwarmen,
Und eh' wir's denken, steh'n wir ab, verdrossen,
Drum laß uns Eins das Andere belohnen.
Wo treu und fest sich Mann und Weib umarmen,
Da ist ein Kreis, da ist der Kreis geschlossen,
In dem die höchsten Menschenfreuden wohnen.

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TextGrid Repository (2012). Hebbel, Friedrich. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Sonette. An Christine Engehausen. An Christine Engehausen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3CBA-6