Teure Eier

Als zu seiner Zeit ein fremder Fürst nach Frankreich reiste, wurde es ihm unterwegs öde im Magen, und ließ sich in einem gemeinen Wirtshaus, wo sonst dergleichen Gäste nicht einkehren, drei gesottene Eier geben. Als er damit fertig war, fordert der Wirt dafür 300 Livres. Der Fürst fragte: ob denn hier die Eier so rar seien. Der Wirt lächelte, und[155] sagte: »Nein, die Eier nicht, aber die großen Herrn, die so etwas dafür bezahlen können.« Der Fürst lächelte auch, und gab das Geld, und das war gut. Als aber der damalige König von Frankreich von der Sache hörte, (es wurde ihm als ein Spaß erzählt,) nahm er's sehr übel, daß ein Wirt in seinem Reich sich unterstand, solche unverschämte Überforderungen zu machen, und sagte dem Fürsten: »Wenn Sie auf Ihrer Rückreise wieder an dem Wirtshaus vorbeifahren, werden Sie sehen, daß Gerechtigkeit in meinem Lande herrscht.« Als der Fürst auf seiner Rückreise wieder an dem Wirtshaus vorbeifuhr, sah er keinen Schild mehr dran, aber die Türen und Fenster waren zugemauert, und das war auch gut.

[1809]

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TextGrid Repository (2012). Hebel, Johann Peter. Prosa. Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Teure Eier. Teure Eier. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-436F-E