Totenfrühling

Gesponnen mit feuchten,
Segnenden Fingern
Hat nächtlich der Frühling
Schimmernder Schleier
Lichtgrünes Gespinst.
Nun zittern die Zweige
Von zartem Gewebe,
Und über die schwarzen,
Saftschweren Äste
Fließt hauchfeiner Flor ...
Der Mord und Gemetzel
Läßt triefen auf Erden,
Der Krankheit und Kummer
Den Menschen verhängt –
Der Kronen zersplittert
Und Keime verschleudert,
Der ewige Weber
Webt bräutliche Zier.
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Tod ist gekommen,
Teures genommen,
Liebende Herzen
Geschieden in Qual:
Nimmer sich freuen
Am sprießenden Neuen
Können die Toten,
Nimmer sich wärmen am sonnigen Strahl.
Allesdurchdringer,
Sprengst du den Zwinger,
Tauchst die verloschenen Augen in Licht?
Wandelst Begrabene,
Schwebend Erhabene –
Wir nur trauern in bitterm Verzicht ...?

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Lebens. Totenfrühling. Totenfrühling. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5049-A