[105] Dampfernte

Die Sonne sammelt Speer um Speer,
Noch einmal loht ihr Köcher rot,
Der Weizen wogt, ein weites Meer,
Sanft wiegt der Wind das Ährenschrot.
So weit die Sonne glühend sinkt,
Der Halme Heer gelbgolden blinkt.
Am Horizont marschiert empor
Die wunderbarste Landarmee,
Nicht Blechmusik erschreckt das Ohr,
Der Dampf steigt brausend in die Höh.
Vorn im Galopp, dann hurtigen Trab
Der General mit seinem Stab.
Blitzt Säbel dort und Bajonett?
Nein, Schrauben, Schlüssel, Hämmer sprühn!
Kein Männermord düngt blutigfett
Die Flur im Abendsonnenglühn.
Werkführer sprengen hoch zu Roß,
Mechaniker, ein heller Troß.
[106]
Gigantenhaft, stahlarmig rückt
Die Schlachtreih der Maschinen auf,
Die Sensenschwerter breit gezückt
Hinmähn der Halme Volk zuhauf.
Großmächtig streun der Garben Mahd
Sie hinter sich zu frischer Tat.
Es schwingt und fällt und klingt und füllt
Der Ungetüme Köpfschwadron,
Das Weizenfeld liegt ausgekrüllt
In einer halben Stunde schon.
Die Kornfruchtwagen rollen schwer,
Der Wind wiegt keine Ähre mehr.

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TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Kampfes. Dampfernte. Dampfernte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-519B-8