[3] Heimweh

Der Erde rauhe Winde,
Sie thun dem armen Kinde,
O Vater! gar zu weh.
Dort oben ist es linde,
Da ist kein Sturm, kein Schnee.
Mich zieht ein stetes Sehnen
Nach jenen reinern Tönen,
Nach jenem hellern Licht;
Die schmerzenvollen Thränen
Versiegen ewig nicht.
Das kalte Erdenleben
Kann mir doch gar nicht geben,
Was dieses Sehnen hemmt.
O laß mich aufwärts schweben!
Hier wird mir's gar zu fremd.
[4]
Woll'st, Vater! Deinen Reinen
Die Müde bald vereinen;
Hier kann ich nichts mehr thun.
Die Augen, matt vom Weinen,
Die laß im Grabe ruhn!

Berlin, Decbr. 1813.


Notes
Entstanden im Dezember 1813.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hensel, Luise. Heimweh. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5392-A