An Uz
Laß meinen schlichten Vers Dir sagen, was
Ein langes Jahr die träge Prose Dir
Nicht sagen mochte, väterlicher Greis,
Wie sehr mein ganzes Herz, als ich Dich sah,
An Deinem Anblick hing, an Deiner Brust,
Auf Deiner zarten Lippe ruhte, wie
Dein sanftes Feuerauge zu mir sprach,
[160]Als hätt' ich lange, lange Dich gekannt,
Als sprächest Du aus Deiner Seele mir
Die Worte meiner Seele. Wenn der Himmel
Den treuen Wunsch erhört – und ach, es hört
Der uns Durchdringende, Allgütige,
Er höret ihn gewiß und liebt und schenkt
Mehr, als wir wünschen – o, so müsse Dir
Der Abend Deiner Tage lieblich sein
Und still-erquickend wie die schönste Abendröthe,
Bei der ein Engel je mit Frommen von
Der ew'gen Ruhe süßen Kränzen sprach.
Lies dieses Buch, und wenn Dich hie und da
Ein Wink, ein Ahnen, ein Gedanke labt,
So freu' ich mich, unsichtbar bei Dir weilend,
Als über meinen Lohn und küsse Dich
Als Sohn und Bruder. Lebe, lebe wohl!