4. Brautlied
Litthauisch
Aus dem 2ten Theil der Literaturbriefe. S. 241. 242. bekannt und hier nach dem Sylbenmasse des Originals in Ruhigs Betrachtungen der Litthauischen Sprache S. 75. gegeben. Eine schöne Umschmelzung desselben nach dem Sylbenmaas eines alten deutschen Liedes steht in der zweiten Ausgabe des Hypochondristen Th. 1. p. 118.
Ich habs gesaget schon meiner Mutter
Schon aufgesaget von Sommers Mitte.
Such, liebe Mutter, dir nur ein Mädchen,
Ein Spinnermädchen, ein Webermädchen.
Ich hab gesponnen, gnug weisses Flächschen,
Hab gnug gewirket das feine Linnchen.
Hab gnug gescheuert die weissen Tischchen,
Hab gnug gefeget die grünen Höfchen.
Hab gnug gehorchet der lieben Mutter,
Muß nun auch horchen der lieben Schwieger.
Hab gnug geharket das Gras der Auen,
Hab gnug getragen den weissen Harken.
O du mein Kränzchen von grüner Raute,
Wirst nicht lang grünen auf meinem Haupte!
Ihr meine Flechtchen von grüner Seide,
Sollt nicht mehr funkeln im Sonnenscheine.
O du mein Härlein, mein gelbes Härlein
Wirst nicht mehr flattern im wehnden Winde.
Besuchen werd ich die liebe Mutter,
Nicht mehr im Kranze, sondern im Häubchen.
[247]O du mein Häubchen, mein feines Häubchen,
Du wirst noch schallen im wehnden Winde.
Und du mein Nähzeug, mein buntes Nähzeug,
Du wirst noch schimmern im Mondenscheine.
Ihr meine Flechtchen von grüner Seide,
Ihr werdet hangen, mir Thränen machen.
Ihr meine Ringchen, ihr goldne Ringchen,
Ihr werdet liegen, im Kasten rosten.