Heimweh

O Land, das mich so gastlich aufgenommen,
O rebenlaubumkränzter, stolzer Fluß –
Kaum bin ich eurer Schwelle nahgekommen,
Klingt schon mein Gruß herb wie ein Scheidegruß.
Was soll dem Auge eure Schönheit frommen,
Wenn diese arme Seele betteln muß?
Er ist so kalt, der fremde Sonnenschein;
Ich möchte, ja ich möcht' zu Hause sein!
Die Schwalben seh' ich schon im stillen Flug
Die Häuser – nur das meine nicht – umschweben;
O warme Luft, und doch nicht warm genug,
Verpflanzte Blumen wieder zu beleben!
Der Baum, der seine jungen Sprossen schlug,
Was wird dem Fremdling er im Herbste geben?
Vielleicht ein Kreuz und einen Totenschrein –
Mich friert, mich friert! ich möcht' zu Hause sein! –
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TextGrid Repository (2012). Herwegh, Georg. Gedichte. Lieder eines Lebendigen. Zweiter Teil. Heimweh. Heimweh. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5F84-C