19.

Von Hermelin den Mantel umgeschlagen,
Das trunkne Haupt weit über mir im Blauen,
Die Alpen – wie so stolz darein sie schauen,
Als wüßten sie, daß sie den Himmel tragen!
Gleich leichtbeschwingten Liebesboten jagen
Die Silberströme hin durch Nacht und Grauen,
Dem Ozeane von den hohen Frauen
Manch einen sehnsuchtsvollen Gruß zu sagen.
Die Herden läuten und die Adler fliegen,
Das ist ein ewig Rauschen, ewig Rinnen,
Als könnt' das Leben nimmer hier versiegen.
Läßt sich ein schöner, schöner Bild ersinnen?
Und doch hab' ich das schönste noch verschwiegen:
Den frommen, stillen Friedhof mitten drinnen!

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TextGrid Repository (2012). Herwegh, Georg. Gedichte. Lieder eines Lebendigen. Erster Teil. Sonette. 19. [Von Hermelin den Mantel umgeschlagen]. 19. [Von Hermelin den Mantel umgeschlagen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-600F-D