Vom armen Jakob und von der kranken Lise
– – – Weh dem Geschlecht
Der Zwerglein, die sich brüsten, und die thronen!
Im Finstern wimmelt's ohne Brot und Recht
Von Millionen.
Fr. Sallet
(Stehlchen aus einer großen Musterkarte.)
Der alte Jakob starb heut nacht –
Da haben sie am frühen Morgen
Sechs Brettchen ihm zurechtgemacht
Und drin den Schatz geborgen.
Ein schmucklos Haus! Man gibt ins Grab
Dem Feldherrn doch den Feldherrndegen –
Warum nicht auch den Bettelstab
Auf diese Bahre legen?
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Den Degen, den er treu geführt,
Der in die Scheide nie gekommen,
Bis ihn der letzte Schlag gerührt
Und von der Welt genommen.
Er war der Welt, sie seiner satt –
Zu zwölfen in der engen Stube! –
Weh' ihm ein überflüssig Blatt,
O Lenz, in seine Grube!
Als hätt' er Großes nie getan,
Ist rasch der Glückliche vergessen,
Kein Dichter stimmt ihm Psalmen an,
Kein Pfaffe liest ihm Messen.
Die Heller, die man in den Sand
Ihm warf aus schimmernden Karossen,
Sind alles, was vom Vaterland
Der arme Mann genossen.
Just die vom Himmel ihm geprahlt,
Sahn diese Erde zwiefach gerne:
So wird die Schuld ans Volk bezahlt
Mit Wechseln auf die Sterne.
Und kaum ist uns genug am Joch
Der Armut auf gekrümmten Rücken:
Man will der Knechtschaft Stempel noch
Ihr auf die Stirne drücken.
Schlaf wohl in deinem Sarkophag,
Drin sie dich ohne Hemd begraben:
Es wird kein Fürst am Jüngsten Tag
Noch reine Wäsche haben!
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- TextGrid Repository (2012). Herwegh, Georg. Gedichte. Lieder eines Lebendigen. Zweiter Teil. Vom armen Jakob und von der kranken Lise. Der arme Jakob. Der arme Jakob. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6046-F