Schlechter Trost

1840


Du wirst ein schöner Leben schauen,
Und ewig, ewig bleibt es dein;
Man wird dir goldne Schlösser bauen,
Nur – mußt du erst gestorben sein!
Du wirst bis zu den Sternen dringen
Und stellen dich in ihre Reihn,
Von Welten dich zu Welten schwingen,
Nur – mußt du erst gestorben sein.
Du wirst, ein freier Brutus, wallen
Mit Brutussen noch im Verein,
All deine Ketten werden fallen,
Nur – mußt du erst gestorben sein.
Wenn Sünder in der Hölle braten,
So gehest du zum Himmel ein;
Du wirst geküßt und nicht verraten,
Nur – mußt du erst gestorben sein.
Ob ihm der Ost die Segel blähe,
Was hilft's dem morschen, lecken Kahn
Was hilft dem Fink die Sonnennähe,
Den tot ein Adler trägt hinan?
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TextGrid Repository (2012). Herwegh, Georg. Gedichte. Lieder eines Lebendigen. Erster Teil. Schlechter Trost. Schlechter Trost. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-610F-5