22.

Der Tag ist wonniglich, die Inseln liegen
Entschleiert wie Sirenen in der Flut.
Die Märchenstadt in San Martinos Hut
Glänzt wie ein Traum, da wir vorüberfliegen.
Wir können uns bequem im Wäglein wiegen,
Das Laub am Wege wehrt der Mittagsglut.
Fast dünkt das Leben lieblich uns und gut –
Was ist mir nur so feucht ins Aug gestiegen?
[354]
Ach, siehst du vorn an unsres Pferdes Schopfe
Den Federbusch, der rastlos nickt und weht
Beim lust'gen Schellenklang im Weitertraben?
Den Schmuck trug ja das Pferdchen auch am Kopfe,
Das nun im öden Haus verlassen steht,
Seit seinen kleinen Reiter wir begraben!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Italien. Bilder aus Neapel. 22. [Der Tag ist wonniglich, die Inseln liegen]. 22. [Der Tag ist wonniglich, die Inseln liegen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6458-9