7.
Die Träne quillt nicht mehr. Im dürren Staube
Gleichgült'gen Tagwerks ist ihr Quell versiegt.
Die Wunde will schon heilen, wie ich glaube.
Ich sage mir, wie still er draußen liegt,
Wo unter Blumen wir ihn hingebettet,
Dicht an sein totes Schwesterchen geschmiegt.
Und Weisheit raunt mir zu: er ist gerettet
Vor vielem Weh, von keiner Last beschwert,
Frei von dem Schmerz, der an die Schuld sich kettet.
Dies Menschendasein, ist's der Mühe wert?
Hin ging er, wie der holde Frühling scheidet,
Von schüchtern zartem Jugendglanz verklärt.
Ist das ein Ende nicht, das jeder neidet?
Ist's nicht ein frevelnd eigensücht'ger Gram
Um den, der ewig keinen Kummer leidet? –
Doch wenn die Nacht mit ihren Schatten kam,
Nichts mehr sich regt, als meines Herzens Pochen,
Und schon der Schlummer mich gefangen nahm,
Auf einmal wird des Schlafes Bann gebrochen:
Zwei Augen sehn mich an, so wohlbekannt,
Die Stimme klingt, die hold zu mir gesprochen.
Jäh fahr' ich auf, und an des Bettes Rand
Seh' ich den Knaben aus den Dämmernissen
Der Nacht mir winken mit der kleinen Hand,
Und lautaufweinend sink' ich in die Kissen.