9.

Und jenes blassen Mädchens dacht' ich da
In meiner Eltern Haus. Ihr dumpfes Zimmer
Sah in den Hof; da saß sie nähend immer,
Bis ihre Hand dem Linnen ähnlich sah.
Was rings in Stadt und Land und Welt geschah,
Warf in ihr dämmernd Leben keinen Schimmer.
Daß schön die Erde sei, erfuhr sie nimmer
Und dacht' an eins nur: daß ihr Ende nah.
Am Sonntag kam ein blonder Kammerdiener,
Der ihr von Liebe sprach; und schweigend ließ
Und lächelnd sie's geschehn, als wär's zum Spaße.
Zuweilen bracht' er Kirschen mit, dann schien er
Ein Gott ihr und ein kleines Paradies
Ihr Hinterstübchen in der Behrenstraße.

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TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Italien. Bilder aus Neapel. 9. [Und jenes blassen Mädchens dacht' ich da]. 9. [Und jenes blassen Mädchens dacht' ich da]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6520-E