Die Pergola

Vier schlanke Pfeiler im Geviert, darüber
Von braunem Holz ein leichtes Sparrenwerk,
Der offne Bau von Mäuerchen umsäumt
Und zierlichen Balustern nach dem See,
So steht an meines Gartens Uferrand
Die Pergola.
Noch klettern lustig nicht
Die Bangsiarosen bis zum Dach empor.
Doch übers Jahr schon wölben ihre Ranken
Ein luftig Schattendach, das mir den Brand
Der Maiensonne dämpft. Und auf der Bank
Darunter sitzend, kann hinüber ich
Zum Greisenhaupt des Monte Baldo schau'n,
Und an die Brustwehr träumend hingelehnt
Dem Plätschern lauschen der kristallnen Flut,
So klar durchsichtig, daß ich spielen seh'
Die Fischlein drunten überm Kieselgrund,
Blitzend wie lautres Silber.
Hier zu ruhn
Nach heißem Tagwerk in der Abendkühle
Wird köstlich sein. Und noch willkommner einst
Die letzte Ruh', die ewige – nicht zu bald,
So hoff' ich! Dann jedoch, statt eingepfercht
In eines Friedhofs Mauerring, mein Haupt
Hier frei zu betten wär' ein tröstlicher
Gedank', und hier, wenn noch ein Abgeschiedner
In seiner Nacht des Lebens inne wird,
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Das droben weiterbraust, vernehm' ich wohl
Im Traum, wie Enkel und Urenkel fröhlich
Im Garten spielen. Unter ihnen wandelt
Mit ernstem Lächeln dann die teure Frau,
Die mich vermißt, wenn all den andern schon
Mein Bild verblich. O liebe, liebliche,
Ewig Geliebte, dein Gedächtnis wird,
Solang ein Ton von meiner Leier noch
Die Welt durchzittert, nie vergehn! Und die
Vorüberschiffen auf dem See, sie deuten
Auf dich und sprechen: 's ist des Dichters Frau,
Der hier gewohnt und diesen See geliebt
Und nun den letzten Schlummer schläft im Schatten
Der Pergola.

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TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Ein Wintertagebuch. Die Pergola. Die Pergola. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6597-6