[166] Verlöbnis

Ich gab dir keinen Schwur, dir zu gehören,
Weil um das Wort Dämonen uns beneiden.
Die Seelen, die wir so in Leiber kleiden,
Die stumme Brut der Nacht will sie zerstören.
Den Machtspruch alles Seins – wer kann ihn hören?
Schwur sich die Nacht den Sternen zu mit Eiden?
Wird je die Nachtigall vom Frühling scheiden?
Nur was man brechen kann, mag man beschwören.
Natur verlobt' uns, die mit ew'gem Triebe,
Was seelenvoll erschaffen ist auf Erden,
In Sehnsucht zwingt sein andres Ich zu suchen.
Und will Natur je scheiden diese Liebe,
Muß sie meineidig an sich selber werden
Und, was sie eingesegnet, selbst verfluchen.

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TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Margarete. Verlöbnis. Verlöbnis. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-67DB-B