Ode an die Zeit
Sei mir gegrüßt, o Zeit,
Gegrüßt du fließendes Meer,
Sei gegrüßt,
Du Meer der Zeit!
Ungestadet
Rollst du dahin,
Fällst erzener Woge,
Schnellst wie ein Pfeil
Hinein in der Zukunft
Nichtigen Raum.
Es rollten die Welten
Aus Schöpferhand
Ins endlose Blau,
Da kommst du geglitten
Von Fingern der Allmacht
Im Riesensturz,
Wogtest unter das Sonnen-
Unter das Erdenheer.
Sausend vom Gottespuls,
Hobest dich stolz
Unter glänzenden Sphären
Und rolltest sie weiter,
Schwimmende Inseln,
Rollst sie noch jetzt.
Auf erster erobernder Welle
Trägst du die Welten,
Trägst du mich,
Trägst du mein Lied.
Auf deiner Wogen Erster
[37]Schwebt es dahin.
Höre das Lied
Und hebe mich,
Wenn sinken ich sollte
Auf Ruhmeswarte
Flutüberragendem Fels,
Hoch und fest
Ob Wogen und Schwinden.
Es kommt und schwindet
Steten Wechsels,
Jede Sekunde
Ein anderes Leben.
Sonnenkreise
Wandelt die Erde,
Mondumwandelt.
Verschlungen geregelte Bahnen
Rollt mit Kreisen um Kreise
Das funkelnde All,
Bis es vergeht,
Mit dem letzten Stäubchen verweht.
Und neue Welten,
Meer der Zeit,
Schaukelt die Woge:
Staub umwölkt die Marke,
Die eherne Marke,
Die Gott gesetzt.
Und wieder bildet
Und immer wieder
Die Gotteshand
Dem ewigen Auge
Vors unendliche Nichts
Das Spielzeug der Welt,
Kaum daß in kurzer Lücke
Erhabener Öde
[38]Auf den Riesenspiegeln
Du dich weiterergossen.
Und alle die Welten
Trägst du
Auf atlantischem Rücken –
Und wirst nicht müd?
Wann o wann
Schäumst du hinauf,
Verschäumest am Strande der Ruh?