[Die freyheit leg ich dir zu deinen füssen]

[445] [448]C.H.v.H.


Die freyheit leg ich dir zu deinen füssen/
Und die vernunfft liegt auch dabey/
Damit nun alles deine sey/
So wird mein gantzer leib dir künfftig dienen müssen/
Denn wer so redlich liebt/ und auff dich denckt/ wie ich/
Behält gewißlich nichts zum eigenthum vor sich.
Ich weiß/ Amanda/ dir ein mehrers nicht zu geben/
Ich reiche dir so viel ich kan;
Nimm nur mein hertz geneiget an/
Das ohne deinen dienst verschworen hat zu leben/
Schleuß dieses schlechte gut in dein behältniß ein/
Und laß vertrauligkeit desselben siegel seyn.
Du wirst mein sanfftes joch mit reiner seide zieren/
Es wird mich deine schöne hand/
Das atlaß weich- und weisse band
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In den beblümten kreyß der wollust-gärte führen.
Mein geist schmeckt allbereit der blumen lieblichkeit/
Damit Amanda mir das schlechte haupt bestreut.
Durch deine höffligkeit/ so mit dir ist gebohren
Und dich/ als ihre schwester/ liebt/
Wird ja dein sclave nicht betrübt/
Du hast noch keinen freund zum marterthum erkohren
Ich weiß/ du wirst mich noch auff rosen heissen stehn/
Und meine sonne mir nicht lassen untergehn.
Wer wolte sich durch dich nicht willig lassen binden/
Das angenehme wunder-licht/
So aus den schönen augen bricht/
Läst nichts als morgenschein und süsse lust empfinden.
Die seuffzer/ so allhier das hertze fahren läst/
Hat nur der überfluß der anmuth ausgepreßt.
Laß deinen treuen freund in diesen banden sterben/
Komm/ drücke mir die augen zu/
Nichts blendet mich so gut/ als du.
Und meine freyheit kan nicht grössern ruhm erwerben/
Als wenn/ indem dein mund bey ihrer leiche lacht/
Dein leib ihr einen sarg von sammt und rosen macht.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Gedichte. Gedichte aus Neukirchs Anthologie, Bd. 1. Verliebte Arien. [Die freyheit leg ich dir zu deinen füssen]. [Die freyheit leg ich dir zu deinen füssen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6BA4-7