[6] Sonnet
Straffe des fürwitzes

C.H.v.H.


Als ich die Lesbie nechst in der kammer fand/
Da sie sich überhin und schläffrig angeleget;
So schaut ich eine brust/ die schöner äpffel träget/
Als iemals vorgebracht das reiche morgen-land.
Die brunst zog meinen geist/ der fürwitz trieb die hand
Zu suchen/ was sich hier in diesem zirck beweget.
Diß hat der Lesbie so grossen zorn erreget/
Daß sie in höchsten grimm ist gegen mich entbrand;
Sie trieb mich von sich weg/ sie stieß mich zu der seiten/
Sie hieß mich unverweilt aus ihren augen schreiten.
Ich sprach/ indem sie mich aus ihrer kammer stieß/
Dieweil ich allzukühn und mehr als sichs gebühret/
Die mir verbotne frucht der äpffel angerühret/
So stößt ein engel mich ietzt aus dem paradieß.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Sonnet. Straffe des fürwitzes. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6BA6-3