[43] [47]Eitelkeit des Irdischen

Was ist dieses Rund der Erden,
Als ein Spielplatz voller Schein,
Wo wir heute Helden werden,
Morgen Schatten nur zu sein,
Wo bei Kronen, Thron' und Siegen
Fessel, Band und Ketten liegen.
Hier will Lachen, Lust und Scherzen
Bei den heißen Thränen stehn,
Und die hohen Wunderkerzen
Müssen plötzlich untergehn.
Der die Welt vermeint zu schrecken,
Nächstens wird ein Grab ihn decken.
[47]
Wo die größten Pfeiler waren,
Da liegt itzt ein wenig Graus;
Bei den Sängern schaut man Bahren,
Bei der Burg ein Todtenhaus,
Bei den Rosen Dornenhecken,
Auf dem Purpur schwarze Flecken.
Dieser Platz zeigt viel Gesichte,
Die der Falschheit Maske deckt,
Und bei falschem Tageslichte
Wird viel falscher Dunst erweckt;
Schwur und Untreu, Kuß und Wunden
Sind zusammen hier verbunden.
Nichts will lang allhie verweilen;
Jugend, Pracht und Herrlichkeit
Heißt des Himmels Satzung eilen
Und verstieben vor der Zeit.
Mancher Blume Haupt erbleichet,
Eh' es eine Nacht bestreichet.
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Unsre Kindheit liebt die Wiege,
Unsre Jugend Gluth und Wein,
Unsre Mannheit Ehr' und Kriege,
Unser Alter Geld und Stein.
Mancher hat in wenig Stunden
Spiel, Beruf und Abschied funden.
Wohl dem Menschen, der im Spielen
Nicht zu sehr den Spielplatz liebt
Und zum Himmel weiß zu zielen,
Weil die Welt ihm Blicke giebt;
Der, als Fremder auf der Erden,
Oben Bürger denkt zu werden!
Wer so stirbt, ist nicht gestorben;
Ihn verklärt die Ewigkeit,
Er hat einen Schatz erworben,
Den nicht Zeit und Sturm zerstreut.
Tugend kann den Tod verlachen
Und die beste Grabschrift machen.

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TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Gedichte. Auserlesene Gedichte. Eitelkeit des Irdischen. Eitelkeit des Irdischen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6C2F-3