8. Lust der Welt

Was ist die Lust der Welt? Nichts als ein Fastnachtsspiel,
So lange Zeit gehofft, in kurtzer Zeit verschwindet,
Da unsre Masqven uns nicht hafften, wie man wil,
Und da der Anschlag nicht den Ausschlag recht empfindet.
Es gehet uns wie dem, der Feuerwercke macht,
Ein Augenblick verzehrt offt eines Jahres Sorgen;
Man schaut, wie unser Fleiß von Kindern wird verlacht,
Der Abend tadelt offt den Mittag und den Morgen.
Wir fluchen offt auf dis, was gestern war gethan,
Und was man heute küst, muß morgen eckel heissen,
Die Reimen, die ich itzt geduldig lesen kan,
Die werd ich wohl vielleicht zur Morgenzeit zerreissen.
Wir kennen uns, und dis, was unser ist, offt nicht,
Wir tretten unsern Kuß offt selbst mit steiffen Füssen,
Man merckt, wie unser Wuntsch ihm selber wiederspricht,
Und wie wir Lust und Zeit als Sclaven dienen müssen.
Was ist denn diese Lust, und ihre Macht und Pracht?
Ein grosser Wunderball, mit leichtem Wind erfüllet.
Wohl diesem, der sich nur den Himmel dinstbar macht,
Weil aus dem Erdenkloß nichts als Verwirrung quillet.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Gedichte. Gedichte. 8. Lust der Welt. 8. Lust der Welt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6C47-B