[160] Aus Ovids Metamorphosen

Veut-on avoir la preuve de la parfaite inutilité de tous les livres de Morale, de Sermons etc., il n'y a qu'à jetter les jeux sur le préjuge de la Noblesse héreditaire. Y a-t-il un travers contre lequel les Philosophes, les Orateurs, les Poétes ayent lancé plus de traits satyriques? qui ait plus exerce les esprits de toute espèce? qui ait fait naitre plus de sarcasmes?

Chamfort, Pensées (Paris 1803) p. 171.


Es flickt ein Schneider ein Gewand
Für eine Majestät,
Und wie er's hält in seiner Hand
Und in den Falten späht:
O Wunder, Wunder! was schaut heraus?
Eine Laus, eine Laus, eine königliche Laus.
Der Schneider hüpft vor Freud' empor,
Sieht sie mit Wollust an,
Und holt sein Messer flugs hervor,
Und ach! was macht er dann?
O Wunder, Wunder! er spaltet sie,
Spaltet sie, spaltet sie, dieses königliche Vieh.
»Die eine Hälfte bleibet mir
Von dieser Königslaus,
Es stecket soviel Blut in ihr,
Ein Fürst wohl wird noch draus.«
O Wunder, Wunder! er speist sie geschwind,
Und er wird, und er wird, wird ein fürnehm Fürstenkind.
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Da fragen die Gesellen ihn:
»Was aber kriegen wir?«
»Die andre Hälft' ist euch verliehn,
Das ist genug für vier.
O Wunder, Wunder! aus der halben Laus
Kommen noch, kommen noch fünfthalb Grafen wohl heraus.«
Der Lehrjung sah sich Alles an:
»Herr Meister, sagt mir jetzt,
Hier seh' ich kriegt ja jedermann,
Was krieg ich denn zuletzt?«
»O lecke, lecke das Messer rein,
Und du wirst, und du wirst 'n schlechter Edelmann noch sein!«

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich. Aus Ovids Metamorphosen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-76F9-0