[242] Räthsel

1.

Ein Männlein steht im Walde
Ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur
Ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem pupurrothen Mäntelein?
Das Männlein steht im Walde
Auf einem Bein,
Und hat auf seinem Haupte
Schwarz Käpplein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?
Das Männlein dort auf einem Bein,
Mit seinem rothen Mäntelein
Und seinem schwarzen Käppelein,
Kann nur die Hagebutte sein!

2.

Es kommt der Vogel Federlos
Aus hoher Luft gezogen,
Und ist auf Bäumchen Blätterlos
Ganz munter hingeflogen.
Da sitzt der Vogel Federlos
Und fühlt sich recht geborgen,
Und denkt: hier hast du Ruh und Rast.
Wie aber geht's ihm morgen?
[243]
Am andern Morgen hat sich gleich
Frau Mundlos hergeschwungen
Und hat den Vogel Federlos
Mit Haut und Haar verschlungen.
Nun rathe, wer da rathen kann!
Ihr habt es jetzt vernommen,
Und wer's erräth, der soll sogleich
Dies Kränzelein bekommen.
Mit Federlos ist der Schnee gemeint,
Der schnell von jedem Bäumlein schwindet
Und wo er sich sonst auf Erden findet,
Sobald Frau Mundlos, die Sonne, scheint.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich. Räthsel [1]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7734-4